KINDER

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Wenn wir früher in der südwestdeutschen Pampa ein Schloss besichtigt haben, war ich immer die Prinzessin. Umso herber der Schock, als mir meine Mutter bei Besichtigung einiger kurfürstlicher Eisenbahnwaggons eröffnete, dass wir damals auf keinen Fall im aufgepimpten Plüschwagen, sondern in der Holzklasse gereist wären. Wie konnte das sein? Jedenfalls hat mich dieser entzaubernde Hinweis stärker für soziale Unterschiede sensibilisiert als die Lektüre des „Kleinen Lords“. Ähnlich erhellende Erkenntnisse sind am 29. Dezember um 14 Uhr im Deutschen Historischen Museum zu erwarten. Bei der szenischen Lesung „Geheimnisse am Hof – Ein Kriminalfall im Königshaus Friedrichs des Großen“, die durch die Dauerausstellung führt, gehen Kinder ab dem achten Lebensjahr auf eine interaktive Zeitreise, bei der die Lebensbedingungen der unterschiedlichen Klassen in Berlin und Potsdam vor gut 250 Jahren beleuchtet werden. Wer hat was in seiner Freizeit unternommen, und wer hatte zu dieser Zeit überhaupt welche? Was haben die Leute angezogen? Und: Welche sozialen Unterschiede gab es? (2 € plus Eintritt für die erwachsene Begleitperson).

Nach der Vergegenwärtigung der sozialen Realitäten sind wir bereit für „Die Entdeckung des Weltalls“. Die steht am 3. Januar um 16 Uhr an. In der neuen Fulldome-Show des Planetariums am Insulaner erzählt der echte Galileo Galilei Kindern ab 8 Jahren, was er am Sternenhimmel mit dem zu seiner Zeit eben erst erfundenen Fernrohr beobachtet hat. Aber der berühmte Mathematiker und Astronom berichtet nicht nur anschaulich von seinen weltverändernden Entdeckungen, er erklärt auch, wie man den Nordstern am nächtlichen Himmel erkennt, wie die Mondphasen und Jahreszeiten entstehen und wo die Tierkreissternbilder zu finden sind. Vor der Show gibt es normalerweise einen Überblick über den aktuellen Sternenhimmel durch die bleiplattenartige Wolkendecke dieser Tage hindurch (Eintritt 8 €, ermäßigt 6 €, Familienticket 20 €).

Beim Theaterbesuch wird dann der Reality-Input mit Fantasie beflügelt. Am 2., 3. und 4. Januar gastiert das transit theater Berlin mit „Schneeweißchen und Rosenrot – Ein Märchen in vier Jahreszeiten“ jeweils um 16. 30 Uhr in der Wunderkammer des MachMitMuseums in Prenzlauer Berg. Mit einer Mischung aus Schauspiel und Schattenspiel, viel Musik und auch Humor wird das Grimm’sche Märchen entstaubt erzählt. Es geht um mutige Mädchen, die sich mit schlecht gelaunten Zwergen und einem Bären, der keiner ist, arrangieren. Dahinter steckt die ganz vertraute Geschichte von Mut, Geschwisterglück, Habgier, Verlust und Wiedersehensfreude (Eintritt 5 €).