Deutsche Industrie fürchtet Niedergang Russlands

SANKTIONEN Gabriel warnt: Europa könne kein Interesse an ökonomischem Chaos im Osten haben

BERLIN rtr | In Deutschland wächst die Sorge um einen auch durch Sanktionen bedingten wirtschaftlichen Niedergang Russlands. „Am Ende des Tages können weder Deutschland noch Europa Interesse daran haben, dass Russland ins wirtschaftliche Chaos abgleitet“, warnte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Wochenende. Vertreter deutscher Unternehmen beklagten zudem massive Einbrüche ihres Russland-Geschäfts angesichts des Rubel-Verfalls.

Auch Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann meldete Zweifel an: „Ich sehe überhaupt keinen Grund zum Jubel – ich weiß nicht, warum wir uns freuen sollten, wenn die russische Wirtschaft zusammenbricht“, sagte er. „Wir sägen gerade den eigenen Ast ab, auf dem wir sitzen, wenn wir zur russischen Wirtschaft eine neue Mauer aufbauen.“

Deutsche Wirtschaftsvertreter beklagten, die Entwicklung in Russland schlage auf das eigene Geschäft zurück. „Die Krise der russischen Wirtschaft hinterlässt immer tiefere Bremsspuren im Russland-Geschäft deutscher Unternehmen“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier der Bild am Sonntag. Laut einer Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer in Russland unter knapp 300 deutschen Unternehmen müsse fast jeder dritte deutsche Betrieb in Russland Mitarbeiter entlassen, sollte sich die Lage dort nicht verbessern. „Immerhin jedes achte Unternehmen erwägt einen Rückzug aus Russland. Der Bruch so mancher Geschäftsbeziehung steht also bevor“, so Treier.

In dieselbe Kerbe schlug der Aufsichtsratsvorsitzende von Eon und Bayer, Werner Wenning: „Man sollte sich davor hüten, die über Jahrzehnte entwickelten Handelsbeziehungen zu unterbrechen“, sagte er der FAS.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die drohende Rezession in seinem Land auf die fallenden Ölpreise und die westlichen Sanktionen zurückgeführt. Die Wirtschaftsmisere ist mittlerweile in Form steigender Lebensmittelpreise im Alltag der russischen Bevölkerung angekommen. Binnen Jahresfrist ist zudem der Rubel um 40 Prozent abgewertet worden. Die Furcht vor einem weiteren Verfall der Landeswährung hat bereits zu Hamsterkäufen westlicher Importgüter geführt.