LESERINNENBRIEFE
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Empörung in Fußballdeutschland

■ betr.: „Charakter heißt jetzt Schweigen“, taz vom 26. 8. 11

Ja, was hat der Herr Lahm denn da geschrieben? Empörung in Fußballdeutschland. Da packt einer aus und sagt seine Meinung. Gesellschaftlich brisant. Dass da etwas aus der Kabine an die Öffentlichkeit dringt und dann auch noch bewusst – unmöglich! Verräterisch! „Dem erzählen wir gar nichts mehr“, heißt es jetzt. Als hätte jemand streng vertrauliche Geheimnisse offengelegt.

Es gilt nun mal: Ehrlich die Meinung sagen ist in unserer verlogenen Gesellschaft nicht erlaubt. Am besten lebt es sich doch mit allseitiger Konformität. Nur dann, liebe Herrschaften, hat Kommunikation keinen Sinn. Dann sind Worte nur Worthülsen ohne jeglichen Inhalt.

Jetzt fühlen sich einige Herren auf den Schlips getreten. Für Herrn Völler gleichen Lahms Worte der Spuckattacke Frank Rijkaards. Im Jahr 1990 rotzte ihm der Holländer frech ins Gesicht. 21 Jahre später muss er sich neben dem Platz harte Worte vom eigenen Landsmann gefallen lassen. Es ist nun mal nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Und schon gar nicht im Fußball. MICHAEL SENDER, Mainz

Auf Künast eingeschossen

■ betr.: „Schwere Tage für Künast“, taz vom 26. 8. 11

Ungeachtet meiner eigenen Wahlpräferenz finde ich die Art und Weise, wie in der taz über die Grünen berichtet wird, nicht mehr lustig. Stefan Alberti schreibt: „Künast wirkt angesichts der Drohkulisse aus der eigenen Partei und unvorteilhafter Zeitungsporträts in diesen Tagen zunehmend nervös.“ Ja, das mit den unvorteilhaften Zeitungsporträts ist keine Naturgesetzmäßigkeit. Ich frage mich, wieso die taz sich so auf Künast einschießt? Wowereit’s Grinseoffensive (die schon ein halbes Jahr nach der Wahl wieder durch überhebliche Untätigkeit ersetzt wird, wetten?) findet bei euch keine Beachtung, und die CDU wird über den grünen Klee gelobt. Ausgewogene und skeptische Berichterstattung geht meines Erachtens anders.

HORST-DIETRICH ELVERS, Berlin

Beunruhigende Nachrichten

■ betr.: „Erhöhte Strahlenwerte in Gorleben“, taz vom 27. 8. 11

Die Meldungen über erhöhte Strahlenwerte im Zwischenlager Gorleben sind mehr als beunruhigend! Mit jeder neuen Anlieferung steigt der Strahlenpegel und der Druck, in Gorleben das nationale Endlager zu errichten. Es gibt nur einen Ausweg: Stop sämtlicher Transporte und Suche nach alternativen Standorten für Zwischen- oder Endlager, auch im süddeutschen Raum. CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Polemik statt kritischer Distanz

■ betr.: „Gute Zeiten für Waffenhändler“, taz vom 27./28. 8. 11

Bei der taz hatte ich bisher den Eindruck, dass die präsentierte Weltsicht von kritischer Distanz geprägt sei. Die scheint mir in der Darstellung der Veränderungen im arabischen Raum zugunsten von Polemik arg vernachlässigt. Mit obigem Artikel habe ich nun ein anschauliches Beispiel. Die Bildunterschrift zum Titelbild lautet: „Unruhen wie in Syrien oder, wie hier zu sehen, in Libyen befördern die Konjunktur des Krieges.“ Zu sehen ist aber eben nicht Syrien, nur dass der erzeugte Bild-Text-Zusammenhang suggeriert, auch dort herrschten bereits bürgerkriegsähnliche Zustände wie in Libyen – und das scheint mir gefährlich undifferenziert zugunsten eines „sensationellen“ Bildes. ANDREAS BEUTGEN, Solingen