Strauss-Kahn will nur noch nach Frankreich

USA Anwalt prüft Klage gegen Hotelangestellte wegen finanzieller Verluste. DSK sollte am Mittwoch Reisepass zurückerhalten. Verzögerung wegen Erdbeben. Auch Kritik an der Gerichtsentscheidung

NEW YORK taz | Nach der Einstellung des Strafverfahrens gegen den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn erwägt dieser nach Angaben seines Anwalts eine Zivilklage gegen die New Yorker Hotelangestellte, die ihn der Vergewaltigung beschuldigt. Eine Gegenklage sei „sicherlich eine Überlegung“, sagte der Anwalt Benjamin Brafman. Strauss-Kahn habe durch die Anschuldigungen der 33-Jährigen enormen Schaden erlitten. Ein New Yorker Gericht hatte auf Antrag der Staatsanwaltschaft am Dienstag das Strafverfahren gegen den früheren IWF-Direktor eingestellt.

Strauss-Kahn verließ als einer der Letzten den Saal. Sichtlich erleichtert trat er neben seiner Frau aus dem Gericht, wo die einen jubelten, die anderen protestierten. „Die letzten zweieinhalb Monate waren für mich und meine Familie ein Albtraum“, erklärte der Mann auf freiem Fuß. „Wer nicht selbst schon mal eines schweren Verbrechens angeklagt war, das er nicht begangen hat, kennt das Maß der Erleichterung nicht, das Dominique Strauss-Kahn heute fühlt“, erklärte sein Anwalt Benjamin Brafman.

Dagegen sagte Diallos Anwalt Kenneth Thompson nach der Verhandlung. „Oberstaatsanwalt Vance hat einer unschuldigen Frau das Recht auf Gerechtigkeit in einem Vergewaltigungsprozess verwehrt.“ Auch die Chefin des New Yorker Ortsverbands der Nationalen Frauenorganisation, Sonia Ossorio, kritisierte die Entscheidung: „Die Aussicht, dass Strauss-Kahn so einfach ungestraft fortgeht, ist erschreckend.“ Das Verfahren sei „von vielen falsch angegangen worden, auch vom Anwalt des Opfers“. Am Mittwoch sollte Strauss-Kahn seinen Reisepass zurückbekommen. Die Rückgabe hatte sich wegen des Erdbebens an der Ostküste der USA verzögert. „Ich kann es nicht erwarten, in mein Land zurückzukehren“, sagte Strauss-Kahn. ANTJE PASSENHEIM

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