Der Attentäter von Sydney

Man Haron Monis, der am frühen Dienstag erschossene Geiselnehmer von Sydney, stammt aus dem Iran und erhielt schon im Jahr 1996 Asyl in Australien. Der damalige Schiit hatte glaubhaft dargestellt, dass er und seine Familie im Iran verfolgt wurden.

Heute behauptet Irans Polizeichef Ahmadi Moghaddam, Teherans Polizei habe die Australier mehrfach vor Monis gewarnt. „Dieser Mann war ein Betrüger und hat sich bei seinem Asylantrag als politischer Dissident ausgegeben.“

Australiens konservativer Premierminister Abbott bezeichnete den bei seinem Tod 50-jährigen Monis als „schwer gestörte Person“ und fragte, auch an die eigenen Behörden gerichtet: „Wie kann es sein, dass jemand mit solch langer und kontroverser Vergangenheit nicht auf der richtigen Überwachungsliste stand? Und wie kann jemand wie er sich völlig frei in der Gesellschaft bewegen?“

Galt Monis früher als liberal, radikalisierte er sich in Australien. Er engagierte sich zunächst gegen Australiens Krieg in Afghanistan und Irak, den er als gegen den Islam gerichtet empfand. Dabei schrieb er beleidigende Briefe an die Angehörigen dort getöteter australischer Soldaten. Dafür wurde er zu 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Sein damaliger Anwalt beschreibt ihn als „stark widersprüchlich und inkonsistent“.

Öffentliche Auftritte nutzte Monis zu Selbstinszenierungen. So zeigen ihn Videoaufnahmen, wie er in Ketten demonstriert. Er trat inzwischen zum sunnitischen Islam über, erklärte sich zum Scheich und betätigte sich als Heiler.

Im April 2013 wurde seine damalige Frau auf offener Straße erstochen und angezündet. Monis wurde wegen Beihilfe angeklagt. Zugleich zeigten ihn Frauen, die sich ihm wegen seiner angeblich magischen Kräfte anvertraut hatten, wegen 40 sexueller Übergriffe an. Monis war nur noch auf Kaution frei. Er fühlte sich von Australien ungerecht behandelt und soll im Internet Sympathien für die Terrormiliz Islamischer Staat geäußert haben. Seine Web- und Facebookseiten wurden inzwischen gelöscht. SVEN HANSEN

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