DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Es gibt Reis, Baby

UMBRUCH Immer mehr Pasta und Kartoffeln – in Japan greift die kulinarische Verwestlichung um sich. Nun werden die Pommes knapp

Eine große Pommes, bitte.“

Diesen Satz wird man in den nächsten Wochen in japanischen McDonald’s-Filialen wohl eher nicht hören. Wegen eines Streiks amerikanischer Hafenarbeiter an der Westküste schifft der Fastfood-Konzern derzeit nicht genügend Kartoffeln nach Japan. Als Notfallmaßnahme schickte McDonald’s zwar tausend Tonnen gefrorene Pommes frites per Flugzeug. Weitere 1.600 Tonnen sollen von der US-Ostküste kommen. Die werden laut Berichten des Guardian aber nicht vor Januar auf den japanischen Inseln eintreffen.

First-World-Problems in Japan, die früher nicht einmal eine Meldung wert gewesen wären. Doch heute gehört sie zum Alltag dazu, die Pommes, Inbegriff des Wohlstands und der Verwestlichung Ostasiens. Im Gegensatz zu Reis, der für Armut steht in einer Zeit, in der man vom Reis allein satt werden musste. Der Reis erinnert auch viele ältere Japaner daran, dass sie vom körperlich harten Reisanbau einmal leben mussten. Seit 1960 sank der japanische Reisverbrauch pro Kopf um fast die Hälfte, von 115 Kilogramm auf 61 Kilogramm im Jahr. Nicht nur mehr Fleisch, sondern auch Brot, Pasta und eben Kartoffeln kommen nun auf den Tisch.

Der aktuelle Pommes-Notstand, eine Katastrophe für das japanische Wohlstandsgefühl. Dabei kann man doch einfach wieder auf Reis umsteigen. So wie in den guten alten Zeiten. NOP