„Lehrer sind überfordert“

Humanistische Lebenskunde an den Schulen

52, ist Ingenieur und engagiert sich im Humanistischen Verband. Er hat das Buch „Gut sein ohne Gott“ geschrieben.

taz: Herr Lührs, in Hamburg gibt es den „Religionsunterricht für alle“. Wieso sollte dieses säkulare Modell durch einen humanistischen Lebenskunde-Unterricht ersetzt werden?

Christian Lührs: Der Hamburger Religionsunterricht ist im Vergleich zu anderen Bundesländern durchaus liberal und offen. Aber er untersteht der evangelischen Kirsche, die letztlich über den Lehrplan entscheidet. Die fehlende gleichberechtigte Zusammenarbeit sorgt dafür, dass die anderen großen Glaubensgemeinschaften aus dem Modell ausscheren wollen oder es sogar schon sind.

Aber ist denn nicht gerade in der heutigen Zeit, in der über den Islam und christlichen Fundamentalismus debattiert wird, der Religionsunterricht besonders wichtig?

Genau diese Themen soll ja die humanistische Lebenskunde, neben Fragen der Moral und Werten, auch umfassen. Aber konfessionell ungebunden.

Ist eine derartige Diskussion denn an den Hamburger Schulen zurzeit nicht möglich?

Es ist zumindest schwierig. Viele Lehrer sind bei dieser Aufgabe überfordert, denn sie wurden gar nicht dazu ausgebildet, über andere Religionen zu sprechen.

Was planen Sie für konkrete Maßnahmen?

Wir sammeln Unterschriften, suchen Unterstützer, versuchen eine Öffentlichkeit herzustellen und die Diskussion in Gang zu bringen. Generell können wir uns auch durchaus eine gemeinsame Unterrichtskonzeption mit den Religionen vorstellen können. Solange die Bereitschaft da ist, wirklich gleichberechtigt zusammenzuarbeiten.

INTERVIEW: FRE

Diskussionsrunde zur humanistischen Lebenskunde mit Christian Lührs und Arne Lund: 19.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2