KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER VON BOETTICHERS INTERVIEWS
: Nichts für die Öffentlichkeit

Von Boetticher sollte sein Seelenleben nicht öffentlich ausbreiten

Der ehemalige Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen CDU, Christian von Boetticher, hat sich über die Folgen seiner Affäre mit einer 16-jährigen ausgeheult. In mehreren Interviews beklagte er sich über die mangelnde Solidarität seiner Partei und die üble Nachrede, der er ausgesetzt sei. Es mag das Recht von Boettichers sein, sich öffentlich zu rechtfertigen; ob es klug war, ist eine andere Frage.

Boetticher wirbt – ja um was? Nachsicht? Verständnis? Im Grunde betrauert er vor allem sein Schicksal. Voller Selbstmitleid breitet er vor der Nation sein Seelenleben aus. Dabei hatte er schon bei der Pressekonferenz zum Rücktritt gesagt, was es zur Sache zu sagen gab, und nicht mit Emotionen gespart.

Mehr davon hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Alles Weitere sollte von Boetticher mit seinem besten Freund besprechen. Die Selbstbespiegelung via Bild am Sonntag und Focus wirkt narzisstisch und weinerlich. Die Wähler mit solchen Geschichten zu behelligen, ist eine Unsitte, die in der deutschen Politik einzureißen begann, seit sich der werdende Kanzler Gerhard Schröder in aller Öffentlichkeit von seiner Frau trennte.

Politiker sollten Politik machen. Sie sollten mit ihrem Programm, ihren Argumenten und mit den von ihnen getroffenen Entscheidungen werben, statt mit ihrem Privatleben davon abzulenken. Von Boetticher wollte nicht, dass seine Affäre publik wurde. Er wäre besser beraten, sie nicht auszuwalzen.