scientology
: Kontrolle nein, Aufklärung ja

Eine 14-Jährige aus Berlin flüchtet vor ihren Scientology-Eltern nach Hamburg und bittet beim dortigen Jugendamt um Obhut. Warum in der Hansestadt? Wahrscheinlich, weil sie in Berlin keine vergleichbare Stelle fand. Für die oppositionelle CDU ist das ein gefundenes Fressen. Sie fordert von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) bereits seit einiger Zeit nicht nur einen eigenen Sektenbeauftragten, sondern allgemein eine härtere Gangart gegenüber Scientology. Das Anliegen scheint berechtigt – zumindest der erste Teil.

KOMMENTAR VON FELIX LEE

Bisher tat Körting gut daran, kein allzu großes Aufsehen um die umstrittene Sekte zu machen. Denn so zweifelhaft die Weltanschauung sein mag – einer Sekte mit Einschüchterung durch die Sicherheitsbehörden zu begegnen, erhöht nur den Zusammenhalt ihrer Anhänger.

Gegen die Einrichtung eines Sektenbeauftragten spricht dies aber nicht. Denn den meisten Berlinern ist gar nicht klar, was an Scientology gefährlich ist. Auf den ersten Blick ist nicht erkennbar, inwiefern die Pseudokirche die freiheitliche Grundordnung gefährdet. Im Gegenteil: Das scientologische „Glaubensbekenntnis“ scheint sich an der UN-Menschenrechtskonvention zu orientieren. Doch der Schein trügt: Immer wieder berichten Aussteiger von totalitären Strukturen, die Betroffenen erst auffallen, wenn der Ausstieg schon fast unmöglich ist.

Die Gefahren mögen den zuständigen Behörden bekannt sein, den meisten Bürgern aber nicht. Ein Sektenbeauftragter im Auftrag der Bildungsverwaltung wäre daher zu begrüßen.

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