„Nicht größer machen, als sie sind“

DIE DREI FRAGEZEICHEN

WAS? In Dresden macht Pegida Stimmung gegen Flüchtlinge, in Bayern brannte ein Asylbewerberheim. Und Bundespräsident Joachim Gauck hat am Freitag einen Flüchtlingsverein in Magdeburg besucht.

1taz: Herr Lilie, seit Wochen gehen Tausende in Dresden auf die Straße, um „das Abendland“ vor zu vielen Asylbewerbern zu schützen. Sind Sie besorgt?

Ulrich Lilie: Da treffen sich die Verlierer des Transformationsprozesses mit den Ressentimentgeladenen: eine gefährliche Mischung: Das muss man ernst nehmen, aber auch sagen: Lasst uns nicht nur über Ängste, sondern über die Realitäten reden. Dafür braucht es politische Führung, Aufklärung und ein breites Bündnis von politischen Parteien und der Zivilgesellschaft.

2Vielerorts gibt es eine große Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen. Ein Paradox?

Das ist die andere Seite: Gerade viele Kirchengemeinden leisten Enormes. Die Politik muss das unterstützen. Dass der Bundespräsident am Freitag ein Flüchtlingsprojekt in Magdeburg besucht hat finde ich beispielhaft – so etwas würde ich mir auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderen wünschen.

3Bei Nürnberg gab es jetzt einen Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim. Kippt die Stimmung?

Die Täter müssen ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden. Man darf sie aber auch nicht größer machen, als sie sind – das nützt ihnen nur.

INTERVIEW: DANIEL BAX

Ulrich Lilie, 57, ist seit 2013 Präsident der Diakonie