LESERINNENBRIEFE
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Pipi-Kacka-Bastelstunden

■ betr.: „Das ist keine Pipi-Kacka-Geschichte“, tazzwei vom 15. 8. 11

Der Artikel hat mich sehr erfreut und an die guten Gemüse-Verfütter-Tipps erinnert: Basteln Sie aus ekligem Gemüse lustige Gesichter, und schon fällt der Nachwuchs begeistert darüber her. Ob die das mal selbst ausprobiert haben, die so was empfehlen? Wie wäre es denn mit unterhaltsamen Pipi-Kacka-Bastelstunden, die das Kind fürs Ins-Töpfchen-Machen belohnen? Ist doch mal was anderes als immer nur die Gemüse-Gesichter und die herbstlichen Kastanien-Männchen! PETRA GROSZE-STOLTENBERG, Hattingen

Tiere wünschen keine Tierhaltung

■ betr.: „Eine schöne kleine Bauchreligion“, tazzwei vom 16. 8. 11

Ist industrialisierte Massentierhaltung in Ordnung, solange uns die Tiere nicht selbst sagen können, was sie sich wünschen und solange in Somalia gehungert wird? Genauso wenig wie die Hungernden in Somalia etwas davon haben, wenn hier Vegetarier belächelt und TierrechtlerInnen als Faschisten bezeichnet werden und weiterhin viel zu viel Fleisch gegessen wird, kann man, auch ohne die Qualitäten eines Pferdeflüsterers zu haben, wissen, dass sich die Tiere diese Art der Haltung nicht wünschen. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Keine Ahnung, aber Aggression

■ betr.: „Eine schöne kleine Bauchreligion“, tazzwei vom 16. 8. 11

Das ist ein wirklich infamer Rund- und Tiefschlag gegen vegane Tierrechtler. Aber auch gegen alle, die (hoffentlich maßvoll) Fleisch essen und trotzdem von Volxküchen viel lernen. Frau Seeliger behauptet, wer den Tieren gleiche Rechte zusprechen will wie den Menschen, schafft die Gleichheit der Menschen besonders zulasten der Behinderten ab. Und, so schlussfolgert die junge Frau in ihrer taz-Kolumne: das ist faschistoid. Damit wird eine Gruppe von Menschen aus der humanistischen, demokratischen Gesellschaft rausgeworfen, eigenhändig, durch Frau Seeliger.

Der Ethiker Singer ist umstritten, stimmt, und das zu Recht. Behindertenverbände kritisieren, seine Theorie könne als eine Aufforderung zu Euthanasie verstanden werden. Diese Kritik umzumünzen in die Polemik, Singer sei Euthanasie-Fan, ist einfach nur dumm. Und die gesamte Tierrechts-Szene als Singer-Epigonen hinzustellen, zeugt nicht gerade von intimer Kenntnis der abgemeierten Szene. Ich kenne mehr Veganer, die Adorno gelesen haben. Seeligers Polemik wird dann noch etwas aufgemotzt mit der Etikettierung, Tierrechtler sein bedeute, einer „Bauchreligion“ anzuhängen. Also zusammenfassend: Frau Seeliger hat keine Ahnung, aber viel Aggression und benutzt eine üble Schreibe voller Andeutungen. Woher nimmt die taz bloß die Selbstverachtung, dieses dumme Zeug abzudrucken? INGO ENGELMANN, Buchholz

Eine plumpe Polemik

■ betr.: „Eine schöne kleine Bauchreligion“, tazzwei vom 16. 8. 11

Es ist davon auszugehen, dass Julia Seeliger sich eingehend mit dem Welternährungsproblem und den Werken des Philosophen Peter Singer befasst hat. Umso befremdlicher ist es daher für mich, dass sie in ihrer Kolumne so tut, als hätte sie ebendies nicht getan. Ihre plumpe Polemik gegen die wachsende Zahl derjenigen, die sich mit moralischen Fragen nicht nur theoretisch auseinandersetzen, sondern – religiös begründet oder nicht – eine umfassende Menschen- bzw. Tierethik auch im Alltag versuchen zu praktizieren, empfinde ich als unverständlich und ausgesprochen ärgerlich.

REGINA RÖSZNER, Berlin