Wowereit: Berlin will künftig „reich, aber sexy“ sein

KULTURPOLITIK Kultursenator will Klaus Wowereit nach der Wahl im September nicht unbedingt bleiben

„Wir müssen mehr in die Infrastruktur investieren“

KLAUS WOWEREIT

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will sich erst nach einer gewonnenen Abgeordnetenhauswahl festlegen, ob er auch weiter Kultursenator bleibt. „Es gibt gute Gründe, warum die Kultur beim Regierenden Bürgermeister angesiedelt ist, aber es gibt auch andere Möglichkeiten“, sagte Wowereit am Dienstag. Darüber müsste mit dem künftigen Koalitionspartner verhandelt werden. Mit maximal zehn Senatoren – statt wie bisher acht – wäre ein eigenständiges Kulturressort wieder denkbar.

„Wir haben eine Verfassung in Berlin, der zufolge nur acht Senatoren zulässig sind. Damit ist ein eigenständiges Kulturressort nicht möglich“, sagte Wowereit. Er wolle anderen Ressorts nicht weitere Aufgaben aufbürden und habe sich deshalb schon vor der Wahl für eine Erweiterung der Senatorenzahl eingesetzt. „Es soll ja nicht so aussehen, als ob das nur für eine Konstellation gelten soll.“ Wowereit ergänzte: „Bis zu zehn Senatoren – vielleicht lässt sich die Verfassung ja in der neuen Legislaturperiode entsprechend ändern.“

Mehr günstige Ateliers

„Arm, aber sexy“: Der Spruch, den Wowereit weit über die Grenzen Berlins berühmt machte, gilt für den SPD-Politiker nur noch bedingt. „Wir wollen reicher werden – und dabei sexy bleiben.“ Nach dem Mauerfall habe Berlin Kreative aus aller Welt angelockt, auch wegen vergleichsweise günstiger Mieten. Diese Zeit gehe in einigen Stadtteilen zu Ende. „Die Preissteigerungen sind auch eine Konsequenz des wirtschaftlichen Erfolgs“, sagte Wowereit.

Die Kreativindustrie mit Musikfirmen, Medien und Designbüros sei eine wichtige Säule der Berliner Wirtschaft. „Aber je erfolgreicher die kommerzielle Kultur ist, desto schwerer wird es für die subventionierte Kunst“, etwa bei bezahlbaren Mieten. Diesen Trend könne die Kulturpolitik zum Teil korrigieren. Berlin strebe deswegen an, die Zahl günstiger Ateliers und Proberäume auszubauen.

„Wir müssen in Zukunft mehr in die Infrastruktur investieren, damit Kreativität bezahlbar bleibt.“ Ziel der Musiker oder Designer müsse es aber sein, längerfristig ohne Subventionen in der Marktwirtschaft zu bestehen. Hier seien viele Unternehmen in Berlin sehr erfolgreich.

Zu seiner Bilanz als Kultursenator sagte Wowereit, dass es in den vergangenen fünf Jahren gelungen sei, die Strukturen beispielsweise an den Opernhäusern so zu festigen, „dass jetzt vor allem über die Qualität der Inszenierungen gesprochen und geschrieben wird und nicht immer nur über Geld.“ (dpa)