Soldaten nicht am Abzug

Grüne für Strategiewechsel in Afghanistan. Trotz der Geiselnahmen denkt Regierung nicht an Rückzug

BERLIN ap/afp ■ Nach dem jüngsten Geiseldrama und angesichts der beunruhigenden Entwicklung fordern die Grünen einen Strategiewechsel in Afghanistan. „Wir müssen einen besseren Weg finden, den Aufbau in Afghanistan wirksam zu unterstützen“, sagte Parteichef Reinhard Bütikofer gestern. Die derzeitige Entwicklung mache deutlich, dass es nicht einfach ein „Weiter so“ geben könne.

Nach Ansicht der Bundesregierung kommt ein Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan nicht in Frage. „Ich werde für die Verlängerung der Mandate werben“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. SPD-Chef Kurt Beck sagte, Afghanistan dürfe nicht ein neues Zentrum für den internationalen Terrorismus werden. Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan äußerte sich besorgt über die Sicherheitslage. Weitere Angriffe auf die Bundeswehr seien nicht auszuschließen. Im Einsatzgebiet deutscher Truppen im Norden des Landes sei die Situation zwar noch vergleichsweise ruhig, die Betonung liege aber auf „noch“, sagte er dem Spiegel.

Auch Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber wandte sich gegen einen Rückzug. Dies wäre eine schwere Niederlage für die Nato und könnte zur Entfremdung der Partnerländer führen, sagte der CSU-Chef. Die-Linke-Chef Oskar Lafontaine erneuerte dagegen seine Kritik. „Der Deutsche Bundestag hat gesagt, ein Terrorist ist: Wer rechtswidrig Gewalt anwendet, um politische Ziele durchzusetzen“. Dies treffe auf die Operation Enduring Freedom zu, wo viele unschuldige Zivilisten umgebracht würden. Die Bundeswehr liefere dazu Aufklärungsfotos.

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