Merkel unterbricht ihren Urlaub wegen der Finanzkrise

BÖRSE Bundeskanzlerin Merkel reist zu einem Sondertreffen mit Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy

Börsianer sorgen sich um französische Banken, die in Griechenland engagiert sind

BERLIN dapd/afp/rtr/dpa | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird wegen der Finanzkrise am kommenden Dienstag zu einem Sondertreffen mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy nach Paris reisen. Das teilte der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Christoph Steegmans, am Donnerstag mit. Nach Angaben des Élysée-Palastes wird es bei dem Treffen um die wirtschaftspolitische Steuerung der Eurozone gehen. Noch vor Ende des Sommers sollen den Angaben zufolge „gemeinsame Vorschläge“ zur wirtschaftspolitischen Steuerung der Eurozone vorgestellt werden.

Mit der Nachricht von einem deutsch-französischen Gipfeltreffen hat der Deutsche Aktienindex DAX am Donnerstag wieder etwas an Boden gewonnen. „Wenn die beiden miteinander reden, ist das ja positiv“, erklärte ein Händler. Der DAX zog um 0,4 Prozent auf 5.636 Punkte an. Ein anderer Händler war da skeptischer: „Was können die schon groß beschließen.“

Die US-Aktienmärkte sind am Donnerstag beflügelt von guten Cisco-Zahlen und Konjunkturdaten fest in den Handel gestartet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte in den ersten Handelsminuten um 1,2 Prozent auf 10.849 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 1,5 Prozent auf 1.138 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich sogar um 2 Prozent auf 2.428 Punkte. Händler warnten aber, dass sich die New Yorker Börsen im späteren Verlauf auf Achterbahnfahrt begeben könnten.

Nach einem erneuten Erholungsversuch am Vormittag sind nämlich Europas Börsen am Donnerstag abermals ins Minus gerutscht. Am Mittag stand der DAX nur noch bei 5.501 Punkten – das war ein Minus von 2 Prozent und der niedrigste Stand seit Februar 2010. Für den Eurostoxx50 ging es zuletzt um rund 3,3 Prozent nach unten.

Jörg Heineke von Tao Capital sagte: „Das Vertrauen geht verloren insbesondere im Bankensystem international, und das Muster entspricht dem aus der Finanz- und Kreditkrise 2008.“ Ein weiteres Indiz seien Berichte, dass chinesische Banken die Kreditlinien für französische Banken zusammenstrichen, das habe die Märkte deutlich ins Minus gedrückt. Andere Händler sprachen von Druck, der vom Terminmarkt komme, an dem sich Muster wie 2008 zeigten.

Zuvor hatten Händler auf anhaltende Sorgen um die französischen Banken verwiesen, die die Märkte nicht zur Ruhe kommen ließen. Börsianer sorgten sich, dass die französische Großbank BNP Paribas weitere Millionenverluste auf ihr Engagement in Griechenland verbuchen müsse. BNP-Aktien verloren knapp 7 Prozent.