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Nach dem neuem Dopingverdacht im Radsport hat der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert (SPD), die Förderung des Leistungssports generell in Frage gestellt. Für die geplante Radweltmeisterschaft in Stuttgart Ende September müssten die vorgesehenen Gelder des Bundes gesperrt werden, sagte Dankert gestern im Deutschlandfunk. „Die öffentlichen Mittel sind nicht nur in Frage gestellt, auf die muss wohl Stuttgart da verzichten. Das ist jedenfalls meine Auffassung.“ Das Parlament habe die Mittel bewilligt. Bei der Exekutive liege auch die Verantwortung dafür. „Und das gilt auch für den Radsport insgesamt und für andere Sportarten.“ Die Frage, ob öffentliche Mittel für den Leistungssport generell in Frage stünden, beantwortete er mit „eindeutig ja“.

Auch der für den Sport zuständige Bundesminister fürchtet um die geplante WM. „Wir beobachten das sehr intensiv und auch mit berechtigter Sorge im Hinblick auf die WM“, sagte ein Sprecher von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Der Bund, das Land Baden-Württemberg und die Stadt seien mit nicht unerheblichen Steuermitteln engagiert. „Diese Rad-WM muss ein Neuanfang sein. Es kann nicht so weitergehen wie bisher“, sagte Schäubles Sprecher. Auch der baden-württembergische Landessportminister Helmut Rau (CDU) stellte die WM in Frage. Falls der Weltradsportverband die scharfen Anti-Doping-Vorgaben von Bund, Land und Stadt nicht umsetzen wolle oder könne, stehe die Veranstaltung „zur Disposition“, sagte Rau dem SWR.

Der Dopingexperte Werner Franke kritisierte, es gehe beim Dopingproblem nicht nur um die Fahrer. „Es sind Ärzte. Es sind Entourageleute, Mitarbeiter im Hintergrund, Trainer, Besorger von solchen Mitteln. Diesen Hintergrund, den muss man ausräumen.“

Erst wenn Ärzte ihre Approbation verlören, weil sie sich der Beihilfe zur Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz sowie des Verstoßes gegen ärztliche Ethik schuldig gemacht hätten – „erst dann haben wir einen Erfolg erzielt“. TAZ