Neue Börsenpanik wegen Sorge um Frankreich

FINANZEN Spekulationen, dass Paris der nächste Kandidat für eine Abwertung sein könnte, ließen Kurse rutschen

FRANKFURT/MAIN dpa | Marktgerüchte über Frankreichs Kreditwürdigkeit haben die Aktienmärkte auch am Mittwoch in heftige Turbulenzen gestürzt. Der kurze Höhenflug, ausgelöst von guten Vorgaben aus New York, endete am Nachmittag jäh: Der DAX pendelte im Tagesverlauf um mehr als 500 Punkte, auch der Dow Jones Industrial brach zeitweise um fast 4 Prozent ein. Paris wies alle Gerüchte umgehend zurück.

Am Morgen standen die Zeichen am deutschen Aktienmarkt auf Erholung: Der DAX war zwischenzeitlich deutlich im Plus und übersprang sogar die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Punkten. Die guten Vorgaben aus New York und Tokio trieben auch das deutsche Börsenbarometer an. Für gute Stimmung hatte die Entscheidung der US-Notenbank Fed gesorgt, im Kampf gegen die flaue US-Konjunktur zu einzigartigen Mitteln zu greifen: Sie kündigte an, zwei weitere Jahre an ihrer extremen Niedrigzins-Strategie festzuhalten.

Doch die Spekulationen, Ratingagenturen könnten der europäischen Wirtschaftsmacht Frankreich die Top-Bonität entziehen, ließen alle Hoffnungen wieder platzen – zeitweise war der deutsche Leitindex mehr als 6 Prozent unter dem Vortagsniveau. An der Wall Street startete der Handel gleich im Minus. Der Dow gab nach seinen deutlichen Vortagsgewinnen kräftig nach und rutschte wieder unter die 11.000-Punkte-Marke. Die Anleger sind nach Händlerangaben momentan vollkommen verunsichert, jedes Gerücht führe zu enormen Kursschwankungen.

In Frankreich verloren vor allem Finanzwerte kräftig. Die Papiere der Großbank Société Générale fielen um zeitweise mehr als 20 Prozent. Die Regierung in Paris dementierte. „Diese Gerüchte sind völlig haltlos und die drei Ratingagenturen Standard & Poor’s, Fitch et Moody’s haben bestätigt, dass es kein Risiko einer Herabstufung gab“, erklärte ein Sprecher von Finanzminister François Baroin. Frankreich hat derzeit wie Deutschland die Rating-Bestnote „AAA“.

Sarkozy bricht Urlaub ab

Zuvor hatte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy seinen Urlaub abgebrochen, um eine Arbeitssitzung mit den wichtigsten Ministern seiner Regierung in Paris zu leiten. Im Anschluss kündigte Sarkozy einen neuen Sparplan an, mit dem das Defizit im Haushalt für 2012 gesenkt werden solle, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung seines Amtes. Die Maßnahmen sollen am 24. August vorgestellt werden.