Verzicht auf Todesstrafe

Familien HIV-infizierter Kinder in Libyen lassen ihre Forderung fallen. Hoffnung auf Begnadigung wächst

TRIPOLIS afp/ap ■ Im Fall der in Libyen zum Tode verurteilten bulgarischen Krankenschwestern und eines palästinensischen Arztes haben die Familien der an Aids erkrankten Kinder ihre Forderung nach der Todesstrafe fallengelassen. Das sagte ein Sprecher der Opferfamilien am Dienstagabend. Damit wuchs die Hoffnung auf eine Begnadigung durch den Obersten Justizrat, der das letzte Wort hat.

Die Familien der an Aids erkrankten libyschen Kinder hatten gestern erste Entschädigungszahlungen erhalten, wie ein Sprecher der Angehörigen der Nachrichtenagentur AP bestätigte. Idris Lagha, Vorsitzender der Vereinigung der Familien HIV-infizierter Kinder, sagte, mindestens 150 der rund 400 Familien hätten schon Zahlungen erhalten. Die finanzielle Transaktion werde voraussichtlich noch im Laufe des Dienstags abgeschlossen. „Dann werden die Familien eine Erklärung herausgeben, dass die Einigung erledigt ist“, kündigte Lagha an. Der Sohn des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi, Seif al-Islam, sagte einer französischen Zeitung, dass die Familien insgesamt 400 Millionen Dollar an Entschädigung erhalten sollten. Sofia bot gestern der libyschen Regierung einen Teilerlass ihrer Schulden an.

Den seit 1999 inhaftierten sechs Bulgaren wird vorgeworfen, in einem libyschen Krankenhaus mehr als 400 Kinder vorsätzlich mit dem Aidserreger infiziert zu haben. Die Angeklagten haben diese Vorwürfe zurückgewiesen und die HIV-Erkrankungen auf die unzureichenden hygienischen Zustände in der Klinik in Bengasi zurückgeführt. Rund 50 der betroffenen Kinder sind bereits gestorben.