KUNSTRUNDGANG
: Andrea Edlinger schaut sich in den Galerien von Berlin um

Als wäre ein Messie auf die Idee gekommen, seine Sammlung an abgelegten Dingen endlich einmal penibel zu ordnen – so sieht es zurzeit in der Daadgalerie aus: Zerschlissene Turnschuhe, französische Zeitungsartikel über den letzten Präsidentschaftswahlkampf, „Buffy“-DVDs, afrikanische Holzfiguren, „Frauen lesen anders“ von Ruth Klüger, ein Pornovideo, Modellhäuschen, eine leere Weißweinflasche und Berliner Ansichtskarten ziehen sich sowohl über Wände als auch Böden und scheinen ganz mühelos miteinander in Verbindung zu stehen. Der 1942 in Cotonou im Benin geborene Künstler Georges Adéagbo richtet seine moderne Wunderkammer mit den Mysterien seiner Person, seiner Heimat und der Länder, in denen er ausstellt, ein: „Tout de moi à tous – alles von mir für alle“ hat Adéagbo seine Rauminstallation genannt. Für den Westafrikaner, dessen Arbeiten auch schon auf der Biennale in Venedig zu sehen waren, spricht daraus ein konzeptioneller Ansatz: „Die Kunst macht den Künstler. Es ist nicht der Künstler, der die Kunst macht.“ Verwunderlich ist das böse Spiel, das die Hunde auf Gregory Forstners Ölgemälde treiben, die jetzt in der Galerie Zink zu sehen sind. Des Menschen beste Freunde, mit groben Pinselstrichen ausgeführt, quälen aufgespießte Hündchen oder stehen um einen Tisch herum, auf dem sie einen Artgenossen malträtieren. Einige der fiesen Köter tragen Menschenmasken – in jeder Bestie steckt eben ein Mensch. Der 1975 in Kamerun geborene Künstler nennt seine wandfüllenden Bilder „The barbecue party“ oder „The birthday party“, was man wohl als zynische Anspielung auf die Rituale typischer Familienfeiern verstehen darf. Dass Zynismus sich vom griechischen Wort kyon ableitet, was Hund bedeutet, erstaunt angesichts Gregory Forstners bissiger Werke dann plötzlich gar nicht mehr.

Georges Adéagbo: „Tout de moi à tous“, bis 25. August, Mo.–Sa. 11–18 Uhr, daadgalerie, Zimmerstr. 90/91 Gregory Forstner: „The Party“, bis 18. August, Di.–Fr. 13–18 Uhr, Sa. 12–16 Uhr, Galerie Zink, Schlesische Str. 27