Viel mehr als nur eine Kifferpflanze

SMOKE Das Hanfmuseum dient vor allem der Aufklärung. Diesen Samstag feiert es seinen 20. Geburtstag

Hier im Nikolaiviertel befindet sich wahrscheinlich der einzige Ort in ganz Berlin, an dem legal Hanf angebaut werden darf. Tritt man hinein in das kleine Museum am Mühlendamm 5, lässt sich noch nicht erahnen, dass hier Hanf wächst. Ein paar Schritte weiter weht einem dann schon eine würziges Lüftchen entgegen. Etwa 50 halbwüchsige Pflanzen stehen in einem Gewächshaus, angestrahlt von großen Lichtern, die zugleich Wärme spenden und als Ersatz für Sonnenlicht fungieren sollen.

Rolf Ebbinghaus, Kurzhaarschnitt statt Rastalocken, seriös, eloquent und so gar nicht durch den Wind, ist Leiter des deutschlandweit einzigen Hanf-Museums. „Hanf ist viel mehr als das bloße Rauschmittel, als das es immer dargestellt wird“, erklärt er seine Leidenschaft für Gras. Er erzählt, dass viele junge Berlinbesucher in das Museum kommen, um hier Cannabis zu kaufen. „Doch da sind sie bei uns an der falschen Adresse“, schmunzelt Ebbinghaus. Die meisten Museumsbesucher seien hingegen Schulklassen. Für den Museumsleiter sind sie die wichtigste Zielgruppe: „Wir wollen die Jugend darüber aufklären, dass Hanf viel mehr als eine Kifferpflanze ist.“ Etwa Baumaterial, Kosmetika, Lebensmittel, Arzneimittelersatz oder eine Pflanzenfaser für die Textilindustrie. Beim Streifzug durch das kleine Museum kann man so auch Ausstellungsstücke wie Jeanshosen, Nudeln und Körpercreme sehen.

Doch dann im hinteren Raum des Museums, dekoriert mit Orientteppichen und einem Dutzend Wasserpfeifen, richtet sich der Blick auf Länder wie Marokko oder Afghanistan, wo der Konsum der Hanfpflanze ganz selbstverständlich zur Alltagskultur gehört.

Gegründet hat Ebbinghaus sein Hanfmuseum 1994. Auf die Idee kam er bei einem Amsterdam-Urlaub, wo er eine Hanf-Ausstellung besuchte. Der Mitvierziger, hauptberuflich IT-Unternehmer, betreibt das Hanf-Museum ehrenamtlich – gemeinsam mit Praktikanten.

Diesen Samstag soll das 20-jährige Bestehen gefeiert werden. Eine Podiumsdiskussion, unter anderem mit taz-Redakteur Mathias Bröckers, wirft einen Blick zurück auf die Wilden Neunziger – auf die Gründerzeit der deutschen Legalisierungsbewegung. JASMIN ROSTAM