Japans Premier träumt von einer atomfreien Zukunft

HIROSHIMA Ministerpräsident Kan verspricht beim Gedenken an Bombenabwurf neue Energiepolitik

BERLIN taz/rtr | 66 Jahre nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima will Japans Ministerpräsident Naoto Kan das Land aus der Abhängigkeit von der Atomkraft befreien. Die Katastrophe von Fukushima habe ihn überzeugt, dass sich Japan nicht auf Atomkraft allein stützen könne, sagte Kan am Samstag in Hiroshima. Die USA hatten am 6. August 1945, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, erstmals eine Atombombe auf ein Land abgeworfen. Rund 140.000 Japaner starben in Hiroshima.

Die Äußerungen Kans bei der Gedenkfeier für die Opfer markieren einen Richtungswechsel. Denn erstmals seit Jahrzehnten hinterfragte auch ein Bürgermeister von Hiroshima die Atompolitik des Landes. Die Regierung in Tokio müsse ihre Energiepolitik zügig überdenken, sagte Kazumi Matsui. Seit Fukushima lehnen immer mehr Japaner die Kernkraft ab. Rund 1.000 Menschen demonstrierten nach der Trauerfeier mit Schildern wie „Kein weiteres Fukushima, kein weiteres Hiroshima“.

Auch rund fünf Monate nach der Atomkatastrophe von Fukushima ist das Unglücks-AKW nicht unter Kontrolle. Am Sonntag ist ein Filtersystem komplett ausgefallen, das eigentlich hoch radioaktiv verseuchtes Wasser in den Reaktorgebäuden reinigt. Später wird es dann wieder zur Kühlung eingesetzt. Die funktioniert zwar weiterhin. So lange das Filtersystem aber ausgefallen ist, steigt die Menge radioaktiven Wassers wieder an. Die Beseitigung aus den Gebäuden ist ein wichtiger Schritt, um die Kraftwerke dauerhaft unter Kontrolle zu bringen. In der Bevölkerung geht zudem die Angst vor radioaktiv verseuchten Lebensmitteln um. Bei immer mehr Produkten wurde überhöhte Strahlung festgestellt. IA