Nicht vergessen!

Welches Jahr ist gerade cool? 1986! (Mann, wo lebst du denn …). Jeder Hype kann angesichts des immer kleinteiligeren Zeitzonenrecyclings morgen verdunstet, eine Band, die eben noch Avantgarde war, nur kurz darauf völlig vergessen sein (1986? Wo lebst du denn, ’79 is the new cool!). Die Crystal Stilts aus New York schippern auf diesen verräterischen Wassern und haben es bemerkenswerterweise nach ihrem viel gelobten Debüt im Jahre 2009 nun zu einem zweiten Album geschafft: „In Love with Oblivion“, was so viel heißt wie „Verliebt in das Vergessen“. Ah, gepriesen sei die Ironie. Und die Musik: atmosphärisch verzerrt, mit weitem Hall, Gitarren und Keybords in einer Wall of Sound verschmelzend, die jedoch von pointierten Drums und Bass gut gekontert werden, dazu ein distanzierter Gesang, der die poppigen Melodien selber schon wieder sarkastisch kommentiert. Noise-Pop sagt man wohl dazu, das Attribut „Garage“ fällt bisweilen. Jesus and Mary Chain werden gern als Einfluss genannt, obwohl der Vergleich mit offensichtlicheren Velvet-Underground-Aposteln wie den Kanadiern von Black Mountain vielleicht treffender ist. Durchaus gefällige psychedelische Stücke, die geduldig Klangtürme errichten, versprechen einen im besten Falle magischen Tanzabend, im schlechtesten eine interessante Lektion in Sachen geraffter Musikgeschichte. KRT

■ Crystal Stilts: 8. August, 21 Uhr, Comet Club, Falckensteinstr. 47. Eintritt: 13 €