Konkurrent mit Bein in der Tür

Die Krankenhauskette Helios kauft die Harburger Klinik Mariahilf. Deren Geschäftsführer beteuert, die Mitarbeiter seien erleichtert. Dem Konkurrenten Asklepios verbot das Kartellamt den Kauf

VON ELKE SPANNER

Das Wort des Tages heißt Kommunikation. Natürlich seien die Mitarbeiter des Krankenhauses Mariahilf in Harburg als erste darüber informiert worden, dass ihr neuer Arbeitgeber Helios Klinken heißt, versicherte Ralf Michels. Der Helios-Hauptgeschäftsführer versprach den 422 Mitarbeitern gestern, dass sie sich trotz des Eigentümerwechsels um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen bräuchten: „Wir werden diese Klinik in ihrer jetzigen Personalstruktur sichern.“

Bleibt es bei den guten Vorsätzen, ist es für die kleine Harburger Klinik eine gute Nachricht, dass das bundesweite Unternehmen Helios nun seinen ersten Schritt auf den Hamburger Markt tut und mit Mariahilf gerade die Klinik aufkauft, die auch der größte Konkurrent haben wollte, die Asklepios GmbH.

Als Helios am Vormittag seine KollegInnen über die Übernahme informiert habe, seien diese „erleichtert und zuversichtlich“ gewesen, sagt Mariahilf-Geschäftsführer Michael Hartlage. Erleichtert, weil die lange Zeit der Ungewissheit darüber vorbei ist, wer der neue Arbeitgeber würde. Zuversichtlich, weil Mariahilf eine eigenständige Klinik bleiben soll und nicht mit dem Krankenhaus Harburg fusionieren wird, wie es der Mitbewerber Asklepios plante.

Wie sich Mariahilf künftig entwickeln soll, sagte Hauptgeschäftsführer Michels nicht. Das sei keine Geheimniskrämerei, sondern Ausdruck der Unternehmensphilosophie, eine Klinik in Zusammenarbeit mit den medizinischen Fachleuten vor Ort zu gestalten. Profiliert sei Mariahilf in der Geburtshilfe und Kinderheilkunde. Dieser Schwerpunkt solle beibehalten werden.

Untertöne waren keine herauszuhören, als Michels immer wieder die Transparenz und Gesprächsbereitschaft seines Unternehmens beschwor. Und doch kommt die stete Betonung dieser Philosophie als kleiner Seitenhieb in Richtung der Asklepios GmbH daher. Diese hat sich nach der Übernahme des Landesbetriebes Krankenhäuser (LBK) die Mitarbeiter zum Gegner gemacht, indem sie diese immer wieder vor vollendete Tatsachen stellte. Wie schlecht die Stimmung ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass nun mehr als 1.900 Beschäftigte Asklepios verlassen und zur Stadt als Arbeitnehmer zurückkehren werden.

Helios versuchte, sich den künftigen Beschäftigten als fairer Arbeitgeber zu präsentieren. Ganz ohne Folgen wird die Übernahme aber nicht sein: Das Unternehmen, das bundesweit 58 Krankenhäuser betreibt, hat einen eigenen Unternehmenstarifvertrag. Der werde sukzessive auch in der Klinik Mariahilf eingeführt, sagte gestern Franzel Simon, Helios Regionalgeschäftsführer Nord.

Dass ausgerechnet Helios Mariahilf übernimmt, dürfte die Asklepios-Leitung schmerzen. Zum einen wollte sich auch Asklepios die kleine Harburger Klinik einverleiben. Das aber hat das Bundeskartellamt im Juni untersagt. Die damalige Ankündigung der Asklepios-Geschäftsführung, gegen das Verbot vor Gericht zu ziehen, hat sich mit dem Kauf durch Helios erledigt.

Helios und Asklepios sind scharfe Konkurrenten. Der Gründer der Helios-Kliniken, Lutz Helmig, ist ehemaliger Geschäftspartner von Asklepios-Gesellschafter Bernard Broermann. Beide trennten sich 1994 im Streit. Helmig zog seine eigene Krankenhausfirma auf.

Beide Unternehmen gehören zu den größten Klinikketten Deutschlands. In Hamburg hatte bisher Asklepios die Nase vorn. Als der CDU-Senat 2004 den LBK verkaufte, bewarben sich beide. Asklepios gewann.