„Aquakultur ist keine Lösung“

Vortrag und Diskussion zum Thema „Leere Netze?“

■ 52, ist seit 2004 Fischerei- und Agrarexperte beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) und lebt in Frankfurt.

taz: Herr Mari, dürfen wir noch guten Gewissens Fisch essen?

Francisco Mari: An der Nordsee gibt es ja noch sehr viel lokalen Fisch, wo man auch weiß, wer ihn gefischt hat. Bei Schollen und Krabben gibt es überhaupt keine Probleme mit den Beständen. Ansonsten gilt, je exotischer der Fisch, desto genauer muss man versuchen, sich zu informieren. Denn gerade in den Entwicklungsländern ist Fisch oft die Ernährungsgrundlage der Menschen, und die sollten wir ihnen nicht wegessen.

Wie haben sich unsere Küsten in den vergangenen Jahren verändert?

Die Industrialisierung der Küsten in Deutschland hat mich zum Teil sehr erschrocken. Weite Küstenstreifen der Nordsee sind nur noch wenig natürlich, wenn man die Windparks oder speziell den Hafenausbau in Wilhelmshaven betrachtet. Auf der anderen Seite gibt es aber auch große geschützte Gebiete, wie die Wattenmeere.

Wie ist die Lage der Fischer im Senegal?

Darüber spricht Herr Gueye, der Vizepräsident des Kleinfischerverbands Westafrika, heute Abend ausführlich. Das Problem ist, dass immer mehr Fischverarbeitungsfirmen schließen müssen, weil Flotten aus Europa die Bestände leer fischen und die meisten Frachter ohne anzulegen nach Europa zurückfahren.

Wie sieht denn die Zukunft unserer Meere aus?

Wenn wir weiter unseren Konsum steigern wird es spätestens 2050 schwierig, Speisefisch aus dem Meer zu bekommen. Die Hoffnungen auf Aquakulturen sehen wir vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) skeptisch. In den meisten werden Raubfische gezüchtet, diese füttert man mit Fischmehl – das kommt aus dem Meer.INTERVIEW: LLE

Vortrag und Diskussion: 19 Uhr, Centro Sociale, Sternstr. 2