Die Argumente waren bestechend
: KOMMENTAR VON MARKUS VÖLKER

Endlich hat auf den Höhen des Olymps zusammengefunden, was zusammengehört. Die gelenkten Demokraten aus Russland haben mit den gelenkten Lobbyisten des Internationalen Olympischen Komitees einen Pakt geschlossen und das Sommersonnenparadies Sotschi zur olympischen Wintersportmetropole gekürt. Es gehört eine ordentliche Portion Ignoranz dazu, so eine Entscheidung zu treffen.

Die olympische Gerontogemeinde hat sich in Guatemala-Stadt kurzerhand über die Empfehlung der hauseigenen Evaluierungskommission hinweggesetzt, die Sotschi hinter die Mitbewerber Salzburg und das südkoreanische Pyeongchang gesetzt hatte. Das IOC ignoriert die großen Bedenken von Umweltschützern, die zu Recht einen Raubbau an der kaukasischen Natur befürchten. Der schrecklich netten olympischen Familie ist es offenkundig auch egal, dass sie Russlands Präsidenten Wladimir Putin, den Navigator der gelenkten Demokratie, mit ihrer Entscheidung politisch stärkt.

Das Internationale Olympische Komitee sollte künftig der Einfachheit halber ganz auf komplizierte Wahlen und Bewertungen verzichten und einfach gleich jenen Kandidaten aussuchen, der das meiste Geld bietet oder den höchsten Profit verspricht. Selten waren Petrodollars so wertvoll wie in den Tagen der 119. Vollversammlung des Komitees. And the Winner is: Gazprom.

Wie müssen sich die Bewerber aus Salzburg fühlen, die mit bester Infrastruktur schon in diesem Winter Olympische Spiele ausrichten könnten? Wie enttäuscht müssen die Südkoreaner sein, die wie vor vier Jahren nur auf dem zweiten Platz landeten? Aber die Argumente für Sotschi sind schlichtweg bestechend: Im Urlaubsparadies am Schwarzen Meer, nah an der Grenze zu Georgien gelegen, gibt es weder eine Schanze noch eine Bobbahn noch eine Eisschnelllauf-Halle.

Und ein spitzensporttaugliches Skigebiet mit Pisten und Loipen gibt es bislang auch nur in den virtuellen Vorstellungswelten von Putins Olympiahäschern. Egal. Es werden die besten Olympischen Winterspiele der Geschichte werden. Dafür werden IOC-Chef Jacques Rogge und seine neuen russischen Freunde schon sorgen.