Immer mehr psychisch Kranke kommen in Krankenhäuser

STUDIE Hohe Rückfallquoten bei Depressiven: Experten kritisieren Behandlungsmethoden

BERLIN dpa | Wegen psychischer Leiden wie Depressionen oder Burn-out kommen laut einer Studie immer mehr Menschen in Deutschland ins Krankenhaus. Im vergangenen Jahr waren es 8,5 von 1.000 Versicherten, wie eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Analyse der Krankenkasse Barmer GEK ergab. Vor 20 Jahren waren es noch 3,7 von 1.000 gewesen.

Auffällig ist, dass die Zeit des stationären Aufenthalts der Patienten zugleich immer kürzer wird. Binnen 20 Jahren verringerte sie sich von 45 auf 31 Tage. Vor allem bei Depressionen werden viele Menschen einige Zeit nach der Entlassung erneut eingewiesen.

Psychische Störungen entwickelten sich zu einer neuen, oft noch versteckten Volkskrankheit, sagte der stellvertretende Vorstandschef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker. Speziell Depressionen breiten sich demnach stark aus. Deswegen werden der Studie zufolge nun 2,3 von 1.000 Versicherten im Krankenhaus behandelt, vor zehn Jahren waren es noch 1,1 von 1.000 gewesen.

„Es ist beachtlich, in welchem Umfang sich deutsche Krankenhäuser inzwischen um die Versorgung psychisch kranker Menschen kümmern“, sagte Schlenker. „Dennoch muss man fragen, ob jeder Fall ins Krankenhaus gehört.“ Ziel solle sein, dass auch diese Erkrankungen stärker ambulant behandelt werden, wofür die Voraussetzungen aber verbessert werden müssten.

Hintergrund ist, dass bei psychisch Kranken die Wahrscheinlichkeit eines nochmaligen Klinikaufenthalts relativ hoch ist. In den ersten beiden Jahren nach der Entlassung wurden laut Analyse 30 Prozent der Patienten mit derselben Diagnose wieder eingewiesen, knapp 39 Prozent mit einer anderen psychischen Erkrankung.

Die relativ hohen Wiederaufnahmequoten zeigten, dass „zentrale Behandlungsziele wie das Nachlassen der Symptome und die Vorbeugung von Rückfällen vielfach nicht erreicht werden“, sagte Studien-Autorin Eva-Maria Bitzer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung in Hannover. Für die Langzeitbetrachtungen wertete das Institut Daten der Krankenkasse GEK aus, die mittlerweile mit der Barmer fusioniert hat.

Unabhängig von der Erkrankung sind Patienten in Deutschland der Studie zufolge kürzer, aber häufiger in den Kliniken. Die Zahl der Krankenhausfälle je 1.000 Versicherte stieg im vergangenen Jahr leicht auf 187 (Vorjahr: 186). Entlassen wurden Patienten im Schnitt nach 8,3 (Vorjahr: 8,5) Tagen.