Nur 18 Prozent mögen Hannover

Doch für die 96er ist das kein Grund zum Trauern. Trainer Dieter Hecking empfindet solche Missfallensbekundungen eher als starken Ansporn für die kommende Saison. Parallel tobt der Streit um die Akquise finanzstarker Investoren

Kurz vor dem Start der neuen Bundesligasaison ist es belegt: Fußball-Deutschland mag Hannover 96 nicht besonders. Auf einer Sympathietabelle der Saison 2006/2007 liegen die Niedersachsen lediglich auf Rang 14. Selbst Hansa Rostock und der 1. FC Kaiserslautern schnitten beim bundesweiten Vergleich aller 18 Erstligisten besser ab. Nur neun Millionen Menschen, so die Studie, fänden den niedersächsischen Klub als solchen sympathisch, was knapp 18 Prozent aller Fußballinteressierten entspricht. Zum Vergleich: 28 Millionen sympathisieren mit Werder Bremen.

Zahlen, die für die anstehende Saison anspornen und Martin Kind, 96-Klubchef und erfolgreiche Unternehmer, gerne optimieren möchte. „Das ist für uns nicht befriedigend. Uns bundesweit als Marke zu entwickeln, ist der nächste Schritt“, sagte Kind.

Doch wer in diesem Bereich gemocht werden will, muss zuerst Leistung bringen, wie es im gut 130 Kilometer entfernten Bremen bereits seit Jahren geschieht. Das soll auch nun das Ziel der 96er für die kommende Spielzeit sein. „Wir wollen den Fans wieder tollen Fußball bieten“, konkretisiert Trainer Dieter Hecking den eigenen Anspruch. Er hofft auf ähnlich prickelnde Spiele, wie sie seiner Mannschaft vergangene Saison glückten bei den Erfolgen in München (1 : 0) und daheim gegen Hertha BSC (5 : 0) sowie Borussia Dortmund (4 : 2).

Die Basis für die Vermehrung solcher Leistungen soll das Prinzip der Doppelbesetzung legen. Denn durch die Neuzugänge gelang es den Verantwortlichen um Manager Christian Hochstätter, ein lange formuliertes Ziel zu erreichen: jede Position mit zwei gleichwertigen Spielern zu besetzen. So wechselten neben Nationalstürmer Mike Hanke (zuvor VfL Wolfsburg), noch Innenverteidiger Thomas Kleine (SpVgg Fürth), Gaetan Krebs (Racing Straßburg) für die linke Seite und Außenverteidiger Sergio Pinto (Alemannia Aachen) nach Hannover und füllen nicht nur personelle Lücken, sondern eröffnen Trainer Hecking etliche neue Alternativen. Und mit Leon Andreasen (Werder Bremen), der allerdings ligaweit begehrt ist, und Sascha Dum (Bayer Leverkusen) sind zwei weitere Transfers noch im Gespräch.

Der Verein plant also seine fußballerische Konsolidierung in der Bundesliga. Dabei soll, in der mittlerweile sechsten Saison seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2002, erstmals ein einstelliger Tabellenplatz herausspringen. Gleich im Premierenspiel, am 11. oder 12. August, kommt es zum Nordderby gegen den HSV. „Hamburg zum Auftakt zu Hause, das gefällt den Fans und mir natürlich auch“, sagt 96-Kapitän Altin Lala, der sich mit seiner Mannschaft derzeit in Marienfelde bei Gütersloh im Trainingslager auf den Ligastart vorbereitet. An gleicher Stelle residierte bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr die portugiesische Nationalmannschaft mit Weltstars wie Luis Figo, Christiano Ronaldo und Deco.

Derweil sorgte 96-Chef Martin Kind mit seiner Forderung, die Bundesligaklubs für potente Investoren zu öffnen, für Gesprächsstoff. Bislang ist es in Deutschland untersagt, dass sich Milliardäre in Klubs einkaufen, wie es bereits einigen englischen Vereinen passierte. Investoren dürfen maximal 49 Prozent der Klub-Anteile besitzen. Doch Kind forderte gegenüber der Bild: „Wir müssen normale Unternehmen werden und uns dem Kapitalmarkt öffnen.“ Doch sein Vorstoß traf ligaweit auf wenig Sympathie – vorerst. LARS GEIGES