Studieren ohne Grenzen Deutschland e. V.

Die Berliner Gruppe setzt auf Bildung in Afrika und sucht nach Mitteln, sich nachhaltig zu entwickeln

Europa-Vernetzungs-Konferenz:

Vom 29. bis 31. Juli in der Hertie School of Governance, Friedrichstraße 180. Das Ziel ist hier vor allem, eine Vernetzung von Études-Sans-Frontières-Gruppen auf europäischer Ebene zu verankern.

Regelmäßige Treffen:

Dienstags, 19 Uhr, Luisenstr. 57

Im Netz:

www.esf-international.org www.studieren-ohne-grenzen.org

Der Ostkongo ist noch immer eine Kriegsregion. Zwar liegen die letzten größeren Gefechte zwei Jahre zurück, trotzdem ist die Region weit vom Normalzustand entfernt. Es mangelt an Nahrung und Wasser, viele Menschen sind obdachlos und haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Um die Bildung ist es nicht besser bestellt. „Durch die Kriege ist das Wissen ganzer Generationen verloren gegangen“, erklärt Yannic Franken, Mitglied der Berliner Sektion von „Studieren ohne Grenzen“.

Exakt an diesem Punkt setzt die Arbeit des studentischen Vereins an. So dreht sich bei Studieren ohne Grenzen alles um das Thema Bildung. Zum einen soll Menschen in Krisenregionen der Zugang zu Bildung ermöglicht werden, zum anderen dadurch Wissen platziert und weiterverbreitet werden. „Bildung ist für viele Menschen leider ein Privileg, deshalb versuchen wir unseres zurückzugeben, indem wir ihnen einen Zugang zu Hochschulen ermöglichen“, resümiert Mareike Geiling, ebenfalls Mitglied von Studieren ohne Grenzen. Auf diese Weise will der Verein der jungen Generation vor Ort ermöglichen, ihr Land eigenständig wieder aufzubauen. Der Grundsatz lautet also: „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Studieren ohne Grenzen ist ein Ableger der französischen Organisation Etudes Sans Frontières (ESF), die 2003 erstmals engagierten jungen TschetschenInnen ein Studium in Frankreich ermöglichte. Im Jahr 2006 gründeten Studierende aus Tübingen und Konstanz auf Initiative des Politologiestudenten Felix Weth den Verein Studieren ohne Grenzen. Im Jahr 2009 nahm die Berliner Gruppe ihre Arbeit auf. Der Verein versteht sich nicht als eine „Bedürftigenorganisation“, sondern versucht Entwicklungsarbeit „auf Augenhöhe“ zu leisten. „Wir wollen, dass die Menschen vor Ort ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen“, erklärt Geiling.

Aktuell unterstützt der Verein Studierende in Tschetschenien und im Ostkongo. Kern dieser Unterstützung sind die Stipendienprogramme, mit denen Studierenden die Chance gegeben werden soll, einen Hochschulabschluss in Deutschland oder vor Ort zu absolvieren. Eines der beiden Kongostipendienprogramme wird am Institut Supérieure d’Études Agronomiques in der Stadt Mweso durchgeführt. Darüber hinaus werden Bücher- und Materiallieferungen an die Universitätsbibliothek von Grosny, die Einrichtung eines Computerraums in Kindu sowie spezielles Projektcoaching in Mweso gefördert. Ein weiteres Projekt in Afghanistan ist in Planung.

Für die Organisation und Vergabe der Stipendien im Ostkongo ist die Berliner Gruppe zuständig. Die Förderung läuft wie folgt ab: Die InteressentInnen bewerben sich mit einem Projekt, das sie während ihres Studiums realisieren wollen. Aus denen wählt Studieren ohne Grenzen dann die Ambitioniertesten, Praktischsten und sozial Engagiertesten.

Während eine Stipendiatin ein Kommunenprojekt für Vergewaltigungsopfer einrichten will, hat ein weiterer Stipendiat den Plan, den Mangoanbau in der Region zu etablieren. Das Klima, so schrieb er in seiner Bewerbung, eigne sich hervorragend für die Frucht.

Die Organisation vor Ort übernimmt die kongolesische NGO Cadep. Insgesamt 40 Studierende werden zurzeit gefördert, das Bewerbungsverfahren für die neuen Stipendien läuft bereits. „Unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten wollen sich so eigenständig eine Lebensgrundlage schaffen und dann ihr Wissen an die Gemeinschaft weitergeben“, berichtet Franken.

Um das für die Stipendien notwendige Geld aufzubringen, führt die Gruppe in Berlin regelmäßig Informationsveranstaltungen und Konzerte durch, vertreibt einen Kalender mit Fotos von den Projekten aus Tschetschenien und dem Kongo, beantragt Projektfördergelder und wirbt für Stipendienpatenschaften. „Bei dieser Arbeit brauchen wir dringend Unterstützung“, appelliert Geiling. Deshalb freut sich die Gruppe über Leute, die Lust haben, Solipartys oder Filmreihen zu organisieren. Aber auch ÜbersetzerInnen, ProgrammiererInnen oder kreative Köpfe werden benötigt.

Wer sich einbringen möchte, braucht nur zu den regelmäßigen Treffen in der Luisenstraße 57 zu kommen. LUKAS DUBRO