Rosé

2006 „Deep Blue“, Rosé trocken, Weingut Tesch, Nahe, 9 Euro ab Weingut

Professionelle Tiefseetaucher lieben es, in gefährliche dunkle Tiefen abzutauchen, und manche von ihnen tauchen auch gern wieder auf. Ihr geglücktes Auftauchen feiern sie mit derber Kost und feinem Roséwein. Auch wenn sie bekanntlich weinselige Sentimentalität hassen, lassen sich die Tiefseetaucher ihren Wein durchaus etwas kosten. Denn wer täglich sein Leben für die höhere Sache riskiert, spart nicht am Wein. Nach längerem Aufenthalt auf nachtdunklem Meeresgrund, im Reich der achtarmigen Kraken, Dornhaie, Feuerquallen und Schlingalgen, hat der professionelle Taucher Appetit auf einen freundlichen Wein ohne Schnickschnack. Der Tiefseeauftauchwein sollte sortenrein gekeltert sein, ohne Farbstoffe, Holzaromen, Fruchttesterdoping oder sonstige Formen der Geschmacksmanipulation. Er muss in größeren Volumina zu trinken sein, ohne am nächsten Morgen die geringste Spur eines Kopfschmerzes zu hinterlassen. Spaß machen sollte er auch – aber nicht zu viel –, worin er auch einem Messwein der lateinischen Liturgie ähnelt, nur dass er nicht geweiht sein muss.

Genau so einen unheiligen und köstlichen Roséwein keltert Martin Tesch, 39. Neidische deutsche Weinbauern, die es nie vermochten, über ihre eigenen Rebhügel hinweg in die Tiefe zu schauen, bezeichnen Tesch als Sonderling unter den Spitzenwinzern. Bevor er 1998 das väterliche Weingut in Langenlonsheim bei Bad Kreuznach übernahm, absolvierte Martin Tesch eine lupenreine wissenschaftliche Laufbahn zum promovierten Mikrobiologen und Biochemiker.

Sein Roséwein „Deep Blue“ ist eine Hommage an die geheimnisvolle und unergründliche Unterwasserwelt der Ozeane, in der er jahrelang als Forscher zu Hause war, wie eine Flunder am Grund. Dr. Tesch war Fermentationsspezialist an Bord der Forschungstauchbase „Deep Blue Sea“, die 1997 im Südostpazifik eine unbekannte regenbogenartige Amöbenart entdeckte, Amoeba proteus tesch. Das war im Atacamagraben, 6.081 Meter unter dem Meeresspiegel. In seiner Amöbenzeit hat Doktor Tesch am Meeresgrund viel nachgedacht. Die Ideen, die er damals ausgebrütet hat, setzt er heute in Weine um.

Der Roséwein „Deep Blue“ wird aus den Trauben des edlen Pinot noir (Spätburgunder) gekeltert. Anders als viele andere Rosésorten entsteht „Deep Blue“ nur aus besten Rotweintrauben. Er hat einen wunderbaren, ganz leichten rötlichen Schimmer, der unaufdringlich und edel wirkt. Sein Duft ist steinig und vital, am Gaumen überrascht er mit herrlicher Frische und subtiler Frucht. Auf der Zunge spürt man zartbittere Aromen, die appetitanregend sind. Ein eleganter Rosé der gehobenen Art mit präzisem Geschmacksbild. Er entfaltet Intensität, ohne dominant zu sein.

Bezug: Frei Haus für die Erstbestellung: Sechserkarton für 54 Euro; der Zwölfer für 108 Euro. Weingut Tesch, Naheweinstr. 99, 55450 Langenlonsheim, Fax (0 67 04) 93 04 15, Fon (0 67 04) 9 30 40, E-Mail: info@weingut-tesch.de