„Eine Investition in die Zukunft“

GRÜNES GELD Schweden legt pro Kopf mehr Geld auf den Tisch als alle anderen Staaten. Entwicklungsministerin Lövin sagt, warum

■ Die 51-jährige Grüne ist Entwicklungsministerin der im Oktober angetretenen rot-grünen Regierung in Schweden.

taz: Frau Lövin, Schweden hat dem Klimafonds 580 Millionen Dollar versprochen, pro Kopf mehr als jedes andere Land. Warum?

Isabella Lövin: Für uns ist das eine Investition in die Zukunft. Wir wollen, dass jetzt entschieden gehandelt wird, ehe es zu spät ist. Geld muss in erneuerbare Energien und in Infrastruktur, die vor den Auswirkungen des Klimawandels schützt, fließen. Wir sehen, dass öffentliche Gelder nötig sind, um private Investoren und andere Geber zu motivieren. Aber wir müssen auch das Vertrauen der Entwicklungsländer vor dem Gipfel von Paris aufbauen. Deshalb ist der Fonds der beste Ort, wo wir investieren können.

Was erwarten Sie von dieser Investition?

Es ist extrem wichtig, dass wir sehr hohe Umwelt- und Sozialstandards anlegen. Wir müssen auch diskutieren, wo der größte Bedarf ist. Manchmal haben die verwundbarsten Länder nicht die Kapazitäten und die politischen Strukturen, um die Investments zu sichern. Dabei müssen wir helfen.

Sie zahlen in einen anonymen Topf. Sie bekommen dafür keine Projekte mit einer schwedischen Fahne drauf, die Sie vorzeigen können.

Viele Länder wollen ihre Beiträge kennzeichnen und sagen: Das ist unser Geld! Aber um den Fonds effektiv zu machen und um die nötigsten Projekte zu verwirklichen, ist das der falsche Weg. Sonst wird das eine Wunschliste der Geberländer.

In Deutschland gibt es eine Menge Kritik am schwedischen Staatskonzern Vattenfall wegen seiner Braunkohlepolitik. Investieren Sie hier das Geld in den Klimafonds, das Sie bei Vattenfall verdient haben?

Wir als Grüne sind extrem unglücklich mit diesen Investitionen in Deutschland. Wir hoffen, wir können dem Unternehmen Direktiven geben, sich so verantwortungsbewusst wie möglich zu verhalten. Aber das liegt nicht in der Zuständigkeit des Entwicklungsministeriums.

INTERVIEW: BERNHARD PÖTTER