Angriff großer Player

betr.: „Bücher, gut und billig“, Das Schlagloch von Ilja Trojanow, taz vom 20. 6. 07

Interessant! Ich staune! Es ist ein Skandal, die Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes für Apotheken auch nur zu erwägen. Sie lassen einen Autor zu Wort kommen, der mit guten Argumenten gegen die Liberalisierung des Buchmarktes schreibt, speziell gegen die Abschaffung der Buchpreisbindung.

Es gibt noch einen anderen Markt, der in Logistik und Vertrieb gekennzeichnet ist durch ein unüberschaubar großes Sortiment, dabei oftmals geringe Stückzahlen und, ganz wichtig, die Notwendigkeit der Nähe zum Verbraucher, verbunden mit schneller Lieferbarkeit. Das sind die Arzneimittel. Auch hier handelt es sich wie bei Büchern um Waren besonderer Art. Mit der gleichen Argumentation wie in Trojanows Beitrag können sie gegen die Liberalisierung des Arzneimittelmarktes argumentieren lassen. Genau das Szenario, das I. Trojanow für den Buchmarkt beschreibt, dass durch die Liberalisierung nämlich keineswegs die Qualität der Versorgung steigt und die Preise fallen, genau das wird auch der Arzneimittelmarkt erleben, wenn wenige Große das Geschäft machen an Stelle vieler Kleiner (Apotheken). Der Service wird sich in Form einer Hotline präsentieren und die Preise werden mitnichten fallen, schon gar nicht bei Nicht-Bestsellern.

Bei Büchern ist die Preisbindung das basisdemokratische Instrument, wie Trojanow es nennt, bei Arzneimitteln ist es das Fremd- und Mehrbesitzverbot, welches die verbrauchernahe Kleinzelligkeit des Arzneimittelvertriebes gewährleistet. Es ist der Grund, weshalb hier nicht Kapitalinteressen an erster Stelle stehen. Ersetzen Sie in Trojanows Beitrag die Begriffe Buchhandel und Bücher durch Apotheken und Arzneimittel und wir haben vor uns ein glänzendes Plädoyer für den Erhalt der Vertriebsstrukturen im Bereich Arzneimittel, die massiv von großen Playern angegriffen werden.

ULRICH VARWIG, Duisburg