Daniel Libeskind kommt nach Lüneburg
: Der Philosophen-Architekt

DANIEL LIBESKIND, 61, geboren in Lodz, lebt heute als international renommierter Architekt in New York. Foto: dpa

Wenn der Architekt Daniel Libeskind nicht an seinem Wohnort New York ist und auch nicht in Yale, London, Zürich, St. Gallen, Graz oder Karlsruhe, wo er Lehraufträge hat, ist er in Zukunft vielleicht in Lüneburg zu finden. An der seit diesem März „Leuphana Universität“ genannten Hochschule spricht Libeskind heute schon einmal als zukünftiger Professor, Thema: „Die Universität in der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts“.

Wie man Libeskind kennt, wird der Vortrag wohl ziemlich interdisziplinär werden, der Architekt hat sich noch nie gerne festlegen lassen. Dazu passt, dass es in Lüneburg gar keinen Studiengang Architektur gibt, dafür aber das „interdisziplinäre Lernen“, wie Hochschulsprecher Henning Zühlsdorf erklärt.

Daniel Libeskind, 1946 im polnischen Lodz geboren, wanderte 1957 mit seiner Familie für drei Jahre nach Israel aus und lebte dann als Musiker in New York. „Als Jude“, sagt er, „hat man nirgends auf dieser Welt einen wirklich festen Platz.“ Was seinen Namen schließlich weltbekannt machte, war ein Gebäude: Das Jüdische Museum in Berlin. Kunst, Literatur und Geschichte kreuzen sich in diesem Bau, er ist ein philosophischer Gegenstand. Und er hat etwas mitzuteilen, erzählt eine Geschichte. „Mich faszinieren die Beziehungen zwischen Linien und Worten, zwischen Schweigen und Musik. Daraus entstehen auch Konzeptionen für räumliches Leben“, sagt Libeskind.

Der Architekt hat so unterschiedliche Dinge entworfen wie das Regierungsviertel Taiwans, das Bühnenbild einer Kafka-Inszenierung in Kopenhagen, das Felix-Nussbaum-Museum in Osnabrück und das Imperial War Museum in Manchester. „Gärten der Welt“ und „Platz der Helden“ heißen die von ihm geplanten Gedächtnisstätten auf dem Gelände des 2001 zerstörten World Trade Centers.

„Wer Schiffe baut, sollte das Meer lieben“, sagt Libeskind. Und wer Hochschulen baut, muss mit den Studenten sprechen. „Was wollt ihr sehen?“, hat Libeskind darum bei einem ersten Treffen seine neuen Lüneburger Studenten gefragt. Wie man hört, soll er für die Lüneburger Uni ein neues Audimax bauen. KATRIN BONNY