unverbremt
: Die Bretag ist zu bescheiden

Wer die Macht über die Bilder besitzt, hat eigentlich ausgesorgt, politisch und ökonomisch. Konsequenterweise bemächtigt sich die Bremer Tageszeitung AG (Bretag) deshalb nun auch des Postgeschäfts: Bei derzeit schon 30.000 „Citipost“-Sendungen kann man manche Marke kleben – die eigenen, wohlgemerkt. So erhält der Firmensitz in der Martinistraße, dargestellt aus extremer Untersicht, ungeahnte Dimensionen. Das Problem besteht allerdings darin, dass die Bretag ihr Selbstmarketings-Potential nicht wirklich ausschöpft. Merke: Selbst ein Monopolist kann in die Bescheidenheitsfalle tappen.

Sicher: Die 0,50er (Normalbrief) mit dem Pressehaus ist die meist geklebte Marke. Aber wie man sich so richtig unentrinnbar in Szene setzt, zeigen die Hannoveraner: Die dortigen Citipostler haben ihr Mutterhaus – den auch in realita imposanten Backsteinpalast der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung – zum alleinigen Motiv der lokalen Briefmarken-Edition erkoren. Und das mit maximalem künstlerischen Input: Die 0,51er-Variante stammt von Rainer Fetting, fürs Einschreiben (1,80) ist mit Neo Rauch einer der teuersten deutschen Künstler gerade mal gut genug, ganz zu schweigen von original Fritz-Höger-Zeichnungen zu 1,31. Da könnte sich die Bretag graphisch sieben Scheiben abschneiden.

Die schlichte Bremer Fotorealistik wird nicht dadurch besser, dass Weserstadion, Universum und Marktplatz in pathetischen Lichtern baden, auch der Kniff mit der vermeintlich dynamischen Diagonalen (alle Marken sind rautenförmig) zieht nicht wirklich. Angesichts dieser vertanen Bildprägungs-Chance hilft nur Plan B: der Verkauf der Marken als Werbeflächen. HB