Kölner Messebau-Affäre
: Augen zu und durch

Selbstkritik gehört nicht zu den hervorstechendsten Eigenschaften von Fritz Schramma. So gehören keine hellseherischen Fähigkeiten dazu, um vorauszusagen, was Kölns Oberbürgermeister dazu sagen wird, wenn die EU-Kommission heute tatsächlich beschließt, die Bundesrepublik wegen des Messeneubaus vor dem Europäischen Gerichtshof zu verklagen: Er wird weiter unbeirrbar daran festhalten, die Vergabe des 260-Millionen-Euro-Auftrags ohne Ausschreibung an einen Fonds der Oppenheim-Esch-Holding sei völlig in Ordnung gewesen. Und dann wird der CDU-Mann verkünden, „dass wir die richtige Entscheidung für die Zukunft der Messe, die Interessen der Stadt und des Wirtschaftsstandortes Köln getroffen haben“. Halt wie immer: Augen zu und durch.

KOMMENTAR VON PASCAL BEUCKER

Doch nicht nur, weil die EU-Klage im äußersten Falle Strafzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe nach sich ziehen kann, lässt sich Schrammas eigentümliche Sicht der Dinge rational nicht erschließen: Schon jetzt ist absehbar, dass in wenigen Jahren die Stadt als Bürge die exorbitant hohen Mietzahlungen an den Fonds für die in die Miesen treibende Messe wird übernehmen müssen. Ein gutes Geschäft – leider nicht für die Messe, die Stadt und die Bürger. Im Kölner Stadt-Anzeiger hat Andreas Damm eine „Abkehr vom Kölner System“ gefordert. Er hat recht: Es wäre höchste Zeit.