LESERINNENBRIEFE
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Berliner Mitte wieder hergestellt

■ betr.: „Schluss mit den Spiegelfechtereien“, taz vom 15. 7. 11

Über das Interview mit dem Stadtanalytiker Dieter Hoffmann-Axthelm habe ich mich wirklich gefreut. Die teilweise sehr einseitige, überzogene Kritik am geplanten Humboldt-Forum im Feuilleton einiger Tageszeitungen konnte ich inhaltlich schon lange nicht mehr nachvollziehen. Meiner Meinung nach ermöglicht das Bauprojekt Humboldt-Forum im Berliner Stadtschloss eine Wiederherstellung der Berliner Mitte; den Bau neuer, nutzungsgemischter, kleinteiliger Quartiere zwischen der Spree und dem Alexanderplatz. Auch eine (Wieder-)Erinnerung an die bedeutsame europäische Kulturgeschichte der alten Berliner Mitte wäre sehr wichtig. Das Humboldt-Forum – bitte mit Kuppel – ist das bauliche Fundament für die langfristige Überwindung der noch immer geteilten Stadt Berlin.

ETTA EHLERS, Hamburg

Tolerante Moderne befürwortet

■ betr.: „Schluss mit den Spiegelfechtereien“, taz vom 15. 7. 11

Sicher wird dieser Beitrag die Freunde einer liquidatorischen Moderne, von alten Feindbildern eher verärgern. Als Befürworter einer toleranten Moderne – der Mensch ist keine Maschine! –, die einen Dialog mit der Baugeschichte nicht verweigert und auch Rekonstruktionen im Einzelfall ermöglicht, teile ich die Position von Dieter Hoffmann-Axthelm. MARKUS ERICH-DELATTRE, Hamburg

Unwichtiger Kinderkram

■ betr.: „Schluss mit den Spiegelfechtereien“, taz vom 15. 7. 11

Wenn die Gesellschaft ein Problem hat, wird oft auf die Schule geschielt, um Ursache oder Lösung zu finden. Wenn etwas als absolut unwichtig charakterisiert werden soll, spricht man von Kinderkram. Ein „Stadttheoretiker“ nimmt die „Renovierung von Schultoiletten“, um falsche Finanzierungspolitik von Kommunen zu kritisieren. Umgekehrt: Wir nehmen verkommene Schultoiletten in Kauf, um gute repräsentative Architektur zu haben. Noch lange wird es dauern, bis auch in Deutschland begriffen wird, dass auch Kinder und Jugendliche Menschen sind und Menschenwürde haben. Weit ist noch der Weg zur Sicherung der Kinderrechte – auch in Deutschland.

UWE HARTWIG, Ober-Mörlen

Berliner Schloss? Muss nicht sein

■ betr.: „Schluss mit den Spiegelfechtereien“, taz vom 15. 7. 11

Das Berliner Schloss muss gar nicht sein und wenn, dann ganz bestimmt nicht so und zu diesen enorm hohen Baukosten, die garantiert noch auf eine Milliarde Euro bis zum ersten Spatenstich und erst recht nach dem Spatenstich ansteigen werden. Mir ist nicht bekannt, dass ein Baukostenplan jemals eingehalten oder gar mal einsichtsvoll gesenkt worden ist. Der Staat hat’s ja und macht das möglich. Meinetwegen können die eifrigen Schlossbefürworter und die in den Startlöchern ungeduldig wartenden Schlossbauer sich ihr Schloss in die Mitte Berlins frank und frei hinsetzen, aber dann bitte auf eigene Kosten, zu eigenen privaten Lasten, in privater Eigeninitiative und in privater Eigenverantwortung und nicht zu Lasten des ohnehin hoch verschuldeten Bundeshaushalts und des hoch verschuldeten Berliner Landeshaushalts! Was habe ich denn von dem Schlossbau als Durchschnittsbürgerin? GERDA FÜRCH, Berlin

Grammatikalische Geisterfahrer

■ betr.: „Trikottausch“, „Post von Wagner an ‚Schlampen‘-Yücel“ „Fanpost“, taz vom 16. 7. 11

Herrgöttin noch mal, die Reaktionen auf „Trikottausch“ sind von einer Niveaulosigkeit, die an antifeministische und linguistische Volksverhetzung grenzt! Ich fand Deniz Yücels Kolumne witzig, mal geistreich, gelegentlich penetrant – vor allem aber die WM-Berichterstattung treffend zuspitzend, in der es auch in der taz im Wesentlichen darum ging, ob die Spielerinnen Lesben sind, die Trikots der weiblichen Physis schmeicheln oder die WM das großartige Finale der Frauenemanzipation darstellt. Was für ein krampfhafter Blödsinn! Hätte die Fifa Blatter durch Steffi Jones ersetzt – das wäre eine Revolution gewesen! Stattdessen muss sich ein Sprachjongleur wie Yücel von grammatikalischen Geisterfahrern mangelnde Deutschkenntnisse vorwerfen lassen, und Franz Josef Wagner beschwört die Ehre der deutschen Frau! Hatten wir schon mal. Deshalb wurden die Vergewaltigungen russischer Frauen durch Wehrmachtssoldaten hierzulande nie thematisiert, aber die deutscher Frauen durch Sowjetsoldaten zum kollektiven Trauma erklärt. Wagners nationale Frauenversteherei war mit Abstand der widerwärtigste Kommentar zur WM 2011, den ich gelesen habe. ANJA PETERS, Neubrandenburg

„Das ging mir zu weit“

■ betr.: „Sendboten des Matriarchats“, taz vom 15. 7. 11

Ich kann es nicht fassen, wie sich Herr Rubinowitz in der WM-taz über Frauenfußball auslassen darf. Ist das euer Ernst? Wen interessiert es, dass er ein Problem mit Schwulen(-ehe), Lesben und Afroamerikanern hat? Und was hat das alles mit Frauenfußball zu tun? Da werden also schnell mal alle „Außenseiter“ der Gesellschaft in einen Topf geworfen … seine Sprache ist einfach nur sexistisch und widerlich. Sorry, aber das ging mir einfach zu weit und ist mehr als nur eine kleine Provokation am Rande. KATHRIN BECKER, Berlin