Die Augen des Reviers

Der Fotograf Bernd Becher ist tot. Das Ehepaar Becher entdeckte die Schönheit der Fabriken

VON PETER ORTMANN

Haben Industriebauten eine Seele? Wenn ja, dann haben sie vor ihrem Abriss von den Düsseldorfer Fotografen Bernd und Hilla Becher geträumt. Die haben sie in ihrer grauen Schönheit abgelichtet, trotz des fortschreitenden Verfalls eine Typologie der Sachlichkeit für sie entwickelt.

In endlosen Serien blieben sie präsent. Vor einem Jahr im Kölner Medienpark sogar mit 210 schwarz-weißen Aufnahmen der längst abgerissenen Oberhausener Zeche Concordia, entstanden zwischen 1967 und 1970. Erst in den letzten Jahren hatten die Pioniere der fotografischen Konzept-Art das Material ausgewertet. Für ihren Beitrag zum deutschen Pavillon der 44. Kunstbiennale in Venedig 1990 wurden sie mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Viermal nahmen sie an der Kasseler documenta teil.

Bernd Becher ist tot. Er starb im Alter von 75 Jahren in Rostock. Der Fotokünstler studierte Malerei und Lithographie in Stuttgart und Typographie an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo er bis 1999 als Professor für Fotografie lehrte. Aus seiner Klasse kamen Kunstmarkt-Stars wie Candida Höfer oder Andreas Gursky. Dennoch werden die letzten stehenden Fördertürme leise weinen.