„Sie können uns ja nicht alle suspendieren“

FRAUENFUSSBALL II Nationalspielerin Pauline Bremer erklärt, welche Erfahrungen sie mit Kunstrasen gemacht hat und weshalb sie bei der WM 2015 in Kanada nicht auf diesem Untergrund spielen möchte

■ 18, wurde dieses Jahr U20-Weltmeisterin in Kanada und erstmals fürs A-Nationalteam berufen. Sie spielt für Turbine Potsdam.

taz: Frau Bremer, mit einer Klage wollen Sie und Ihre Nationalteamkolleginnen verhindern, dass die WM 2015 in Kanada auf Kunstrasen ausgetragen wird. Was ist denn eigentlich so schlimm daran?

Pauline Bremer: Generell hab ich nichts gegen Kunstrasen. Man merkt jedoch, dass sich das Spiel auf Kunstrasen von dem auf Rasen unterscheidet. Die Verletzungsgefahr ist höher, da es leicht passieren kann, dass man im Kunstrasen hängen bleibt und sich dann im Knie oder im Sprunggelenk verletzt. Das hängt aber auch von der Qualität der Plätze ab.

Mit dem U20-Team sind Sie auf Kunstrasen Weltmeister geworden und nun sprechen Sie sich gegen ein weiteres Turnier auf diesem Untergrund aus. Ist das nicht paradox?

Alle meine Mitspielerinnen haben unterschrieben, und ich wollte auch außerhalb des Platzes zum Team stehen. Speziell der Platz in Vancouver steht in der Kritik, auf dem habe ich selbst noch nicht gespielt, doch er soll sehr hart sein. Bei einem WM-Finale sollte der Platz schon eine gewisse Qualität haben.

Warum haben sie sich nicht bereits zu der U20-WM lautstark gegen eine WM auf Kunstrasen ausgesprochen?

Es ist schwierig für junge Spielerinnen, etwas auszurichten. Ich denke nicht, dass wir mit der U20 etwas hätten bewirken können. Bei einer WM zählen ja nicht nur die Spielorte. Eine gute Vorbereitung ist auch wichtig. Wie waren die Standards der Trainingsplätze in Kanada?

Es gab gute wie auch schlechte Trainingsplätze. Einige von den schlechten waren sehr hart. Dort konnte man nicht sehr spielnah trainieren. Das war problematisch.

Fühlen Sie sich nun in Kanada als Versuchskaninchen?

Egal ob Frauen oder Männer, alle sollten das Recht haben, auf einem vernünftigen Untergrund zu spielen. Es ist ein riesiges Turnier, wir reden ja von einer WM.

Hatten sie während der U20-WM innerhalb der Mannschaft mehr Verletzungen als bei einer WM auf Rasen?

Mir sind keine Zahlen bekannt. Aber ich hatte auch Probleme mit dem Untergrund, insbesondere mit den Sprunggelenken, da ich öfter mal hängen geblieben bin. Auf Rasenplätzen habe ich weniger Probleme damit.

Auf Spielerinnen in Mexiko und Frankreich wurde Druck ausgeübt wegen ihrer Klage. Haben Sie Ähnliches erlebt?

Nein, aber wir haben das bewusst als Team gemacht. Sie können uns ja nicht alle suspendieren.

INTERVIEW TERESA KRÖGER