Gebeutelte Südeuropäer willkommen

ARBEITSMARKT Portugiesen in die Pflege, Griechen als Ingenieure – die Bundesagentur will die Krise nutzen

BONN dpa | Zur Behebung des Fachkräftemangels in Deutschland wirbt die Bundesagentur für Arbeit (BA) jetzt gezielt in südeuropäischen Krisenregionen mit hoher Arbeitslosenquote um qualifizierte Bewerber. Nach Angaben der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der BA werden junge Fachkräfte in Ländern wie Spanien, Griechenland und Portugal gesucht.

„Die Bewerbernachfrage in Spanien und Griechenland ist sehr groß und auch in Portugal gestiegen“, sagte ZAV-Sprecherin Beate Raabe. Genaue Zahlen gebe es nicht. Die ZAV bietet gemeinsam mit den nationalen Arbeitsbehörden in den entsprechenden Ländern Informationsveranstaltungen und Beratungen an.

Kritik kommt von der CSU: Vorrang vor neuen Anwerbekampagnen müsse die Vermittlung heimischer Arbeitsloser haben. Parteichef Horst Seehofer sagte in München, er wünsche sich, dass sich die Bundesagentur mit großem Nachdruck auf den Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit und die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer konzentriere.

In Spanien, wo rund 40 Prozent der jungen Leute arbeitslos sind, sucht die ZAV vor allem Ingenieure. „Es gibt ein großes Potenzial in Spanien, tausende von Ingenieuren sind arbeitslos, auch IT-Spezialisten“, sagte ZAV-Direktorin Monika Varnhagen der Welt. 17.000 Spanier seien grundsätzlich an einer Arbeit in Deutschland interessiert. In Portugal richtet sich das Interesse auf Pflegekräfte. Dort gebe es „einen leichten Überhang an Pflegekräften, die in Deutschland dringend gebraucht werden“, erläuterte Raabe. In Griechenland seien vor allem junge Ärzte interessant.

Die Bundesagentur für Arbeit stellte in einem Zehnpunkteplan in Aussicht, dass bis 2025 durch gesteuerte Zuwanderung insgesamt 800.000 Fachkräfte nach Deutschland kommen könnten.