„Ohne Mädchen sind wir bescheidener“

Im getrennten Unterricht können sich Jungen viel besser entspannen, sagen drei Dortmunder Schüler

taz: An Eurer Schule gibt es Projekte, an denen nur Jungen teil nehmen. Was ist anders, wenn Ihr unter Euch seid?

Sascha: Wir können viel besser reden. Die Mädchen lachen viel und interessieren sich gar nicht für unsere Probleme. Die Jungs verstehen sich untereinander viel besser, die kennen ihre Probleme.

David: Die Mädchen haben andere Themen, die reden übers Shoppen oder so.

Was sind denn Themen, die Euch wichtig sind?

David: Wir reden über Beziehungen, über die Freundin. Über den Stress damit. Und über Computerspiele. Das geht mit Mädchen nicht so gut. Die sind oft arrogant.

Sascha: Wenn die dabei sind, müssen einige von uns einen auf dicke Hose machen. Alle wollen angeben, die Mädels beeindrucken. Ohne sie ist alles entspannter, da können wir auch lockerer spielen. Wir sind nicht so schnell beleidigt.

Glaubt Ihr, die Mädchen verhalten sich ohne Euch auch anders?

David: Bestimmt. Ich glaube, die reden über uns. Aber wir haben ja die Regel, dass hinterher nicht über den Unterricht gesprochen wird, das bleibt alles unter uns. Daran halten sich alle. Vielleicht machen die sich dieselben Sorgen über später.

Was sind Eure Sorgen?

Kevin: Wir reden gerade viel über Männer und ihre Rolle. In den Medien wird der Mann immer als Ernährer dargestellt, der muss das Geld nach Hause bringen. Dabei gibt es viele Frauen, die besser verdienen.

Sascha: Es gibt auch Männer, die sich durchsetzen und dann nach dem Kind zuhause bleiben können.

Ihr seid 15 Jahre alt. Macht Ihr Euch jetzt schon Gedanken darüber, wer später nach dem ersten Kind zuhause bleibt?

Kevin: Wir reden schon darüber. Wir müssen uns ja auch jetzt entscheiden, welchen Beruf wir später haben wollen. Und die Mädchen auch.

Ihr klingt begeistert von den getrennten Projekten. Könntet Ihr Euch vorstellen, dass es wieder Jungen- und Mädchenschulen gibt?

Kevin: Das möchte ich nicht. Das wäre auch langweilig. Bisschen sehen wollen wir uns ja schon.

Sascha: Wenn man jünger ist, dann sind Mädchen igitt. Und wenn man die dann nie näher kennen lernt, bleibt das auch so. Das ist schlecht. Wir müssen mehr miteinander zu tun haben. Sonst gibt es in Deutschland bald noch weniger Kinder.

INTERVIEW: ANNIKA JOERES