24.000 Dateien verschwunden

USA Nach einem massiven Hackerangriff vom März kündigt das Pentagon eine neue Strategie für den Cyberspace an. Die ist nicht mehr so aggressiv wie zunächst befürchtet

In den letzten Jahren sind sensible Daten in der Größe mehrerer Terabyte einfach geklaut worden

WASHINGTON dpa | Bei einem der schwersten Cyberattacken auf das US-Verteidigungsministerium haben ausländische Computerhacker große Mengen sensibler Daten gestohlen. Der stellvertretende Verteidigungsminister William Lynn sagte bei der Vorstellung der neuen Cyber-Abwehrstrategie am Donnerstag in Washington, 24.000 Dokumente seien bei dem Angriff im März entwendet worden. Die Täter seien im Auftrag eines fremden Geheimdienstes in die Rechner einer Vertragsfirma des Pentagons eingedrungen.

Einzelheiten nannte Lynn nicht. Es handle sich aber um eine der bisher schwersten einzelnen Cyberattacken auf das Ministerium der US-Streitkräfte. Der Datenklau habe dazu geführt, dass wahrscheinlich ein geplantes Waffensystem zumindest in Teilen umgestaltet werden müsse.

Nach einem Bericht der New York Times waren bei ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit meist China und manchmal Russland verdächtigt worden. Die USA klärten ihre Vermutungen in einem diplomatischen, wohl geheimen Dialog mit der Urhebernation.

Insgesamt seien in den vergangenen Jahren sensible Daten im Umfang von mehreren Terabytes entwendet worden. Betroffen seien Informationen über „einige unserer sensibelsten Systeme“ wie Luftfahrttechnik, Überwachungsanlagen, Satellitenkommunikationssysteme und Vorkehrungen für die Netzwerksicherheit, sagte Lynn in einer Rede vor der vom US-Verteidigungsministerium finanzierten National Defense University in Washington. „Wir müssen mehr tun, um unsere digitalen Lagerstätten für Innovationen zu schützen.“

Dazu veröffentlichte das US-Verteidigungsministerium am Donnerstag ein Strategiepapier mit dem Titel „Department of Defense Strategy for Operating in Cyberspace“. Zum Kern der neuen Strategie gehört eine enge Zusammenarbeit mit dem Ausland. Die Strategie soll von der im vergangenen Jahr gegründeten Spezialeinheit „Cyber Command“ umgesetzt werden. Dazu sollen die Soldaten besser ausgebildet werden, auch mit Hilfe von konkreten Abwehrübungen und Kriegssimulationen. Ein Ziel dabei sei es, künftig bei einer Attacke vereinzelte oder auch alle Pentagon-Operationen innerhalb kürzester Zeit auf sichere Netzwerke umleiten zu können.

Der nun veröffentlichte nicht geheime Teil der Strategie ist im Ton wesentlich defensiver als erwartet. Noch im Mai verlautete aus dem Pentagon, dass schwere Hackerangriffe aus dem Ausland als Kriegshandlung eingestuft würden, die auch Gegenschläge mit konventionellen Waffen erforderlich machen könnten. Darauf geht der veröffentlichte Teil der neuen Strategie ebenso wenig ein wie auf die Möglichkeit, offensive Cyberkriege gegen Feinde zu führen.