KESTEN-PREIS FÜR KALECK
: Mit Edward Snowden im Geiste

Im Rahmen einer intimen Soiree bekam am Donnerstag im Staatstheater Darmstadt der Anwalt Wolfgang Kaleck den Hermann-Kesten-Preis verliehen. Es ist die höchste Auszeichnung, die das deutsche PEN-Zentrum zu verleihen hat. Die Vereinigung der Dichter, Essayisten und Schriftsteller ehrte Kaleck damit für sein Engagement für die Menschenrechte in aller Welt – und damit auch für seine Sorge um verfolgte Autoren.

Edward Snowdon war ebenfalls da, wenn auch nur im Geiste. Mit einem verlesenen Grußwort bedankte er sich bei Kaleck, der zum Stab seiner Anwälte gehört. Seine „analytische Brillanz“ und sein „ruhiges Auftreten“ habe ihm sehr geholfen. PEN-Präsident Josef Haslinger versäumte nicht, umso mehr auf die anderen Verdienste des Advokaten hinzuweisen. Der 54-Jährige und sein 2007 gegründetes European Centre For Constitutional And Human Rights (ECCHR) arbeite schon seit Jahren an der juristischen Ahndung von „Kriegsverbrechen und sexueller Gewalt in Sri Lanka, Ägypten, Bahrain, Kolumbien“, aber auch zur „Unternehmensverantwortung von Firmen wie Nestlé, Lidl, Shell oder Rheinmetall“. Gerhart Baum – neben der AfD der einzige Grund, warum es die FDP noch geben sollte – erweiterte in seiner Laudatio leidenschaftlich die Kampfzone. Europa sei „ein Projekt der Aufklärung“. Es wäre „fatal“, Menschenrechte für eine Spezialität westlicher Demokratien zu halten. Mit Blick auf die Ausspähung deutscher Bürger durch die NSA fragte Baum: „Wer sind wir eigentlich, dass wir da Rücksicht nehmen müssen?“

Für Aufsehen sorgte Kaleck zuletzt mit seiner Anzeige gegen Donald Rumsfeld wegen der Entführungen und Folterungen der CIA. Als der US-Verteidigungsminister daraufhin einen geplanten Besuch in Deutschland absagen wollte, verwarf Generalbundesanwalt Kay Nehm kurzerhand die Anzeige. Dieses Buckeln vor Herrscherthronen kritisierte Kaleck in seiner Rede mit einem Verweis auf Georg Büchner: „Wo sind Gerichtshöfe, die eure Klage annehmen, wo die Richter, die Recht sprächen?“ Diese Gerichtshöfe gebe es, so Kaleck, nur würden dort „im Zweifelsfall nur Afrikaner und Serben“ verurteilt. Immerhin würden die Planer von Guantánamo nicht mehr nach Europa reisen. In seiner Rede kritisierte Kaleck auch die Medien: Die „Personalisierung auf Edward Snowden geht mir auf den Keks.“ ARNO FRANK