Sauerland bleibt in Indianerhand

Beim diesjährigen Saisonauftakt in Elspe kommt der „Ölprinz“ zum Einsatz: Vor allem die Reitkünste von Winnetou und Co. sowie pyrotechnische Spezialeffekte begeistern junge und alte Fans. Bis September werden 170.000 Besucher erwartet

1964 gilt als das eigentliche Gründungsjahr der Karl-May-Festspiele in Elspe. Zwar stand schon zuvor ab und zu einmal ein Stück nach Motiven von Karl May im Sauerland auf dem Programm, von diesem Jahr an werden aber ausschließlich nur noch die Bücher des Abenteuer-Schriftstellers in Szene gesetzt. Heute ist das Festivalgelände 14 Hektar groß und beherbergt verschiedene Open-Air- und Indoor-Theater sowie verschiedene Themenrestaurants. Seit dem Bestehen des Sommerfestivals waren bis heute mehr als 10 Millionen Besucher in Elspe.

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VON Jörg Taron, dpa

Die rund 2.000 Zuschauer zucken zusammen: Mit einer riesigen Explosion endet am Mittwoch vergangener Woche die Premiere der Karl-May-Festspiele im sauerländischen Elspe. Die Titelfigur des Stücks „Der Ölprinz“ springt von Flammen umringt zwölf Meter in die Tiefe und setzt damit einen Ölsee in Brand. Die feurige Szene ist der Schlusspunkt einer gelungenen Aufführung, die vor allem die vielen Schulklassen auf den Zuschauerbänken begeistert. Viele Lehrer nutzten den Premierentermin für ihre Grundschul-Abschlussfahrten. Die Geschichte um den Hochstapler und Gauner Grinley (Rolf Schauerte), der mit einer trockenen Ölquelle Geld verdienen will, ist mitreißend erzählt. Doch der Halunke hat nicht mit Winnetou (Benjamin Armbruster) und Old Shatterhand (Kai Noll) gerechnet, die trotz aller Widrigkeiten Frieden zwischen Siedlern und Rothäuten stiften.

Die Bühne in Elspe setzt auch 2007 auf Pyrotechnik und Reiterszenen mit mehreren Dutzend Pferden. Doch neben den teils guten, teils bösen Hauptakteuren lässt Regisseur und Festival-Chef Jochen Bludau diesmal viel Platz für Slapstick und Comedy. „Eine wirklich gelungene Sache. Die Aufführung ist klasse und zusammen mit dem Rahmenprogramm ehrlich sehenswert“, sagt Wolfgang Panne aus Solingen. Der 50-Jährige hat sich mit dem Premierenbesuch einen Wunsch erfüllt. „Ich wollte das schon immer mal sehen“, sagt er begeistert.

Auch seine Ehefrau Dagmar starrt gebannt auf die fast 100 Meter breite Naturbühne. „Ich war erst noch skeptisch, als ich hier saß“, sagt sie. Sie habe nicht glauben können, dass das von Bäumen und Büschen umrahmte, eher spartanisch wirkende Bühnenbild mit viel Platz für die Pferde „eine Geschichte erzählen“ kann. „Aber es funktioniert“, sagt sie.

Der zehnjährigen Hannah, die mit ihren Klassenkameraden aus Wipperführt (Oberbergischer Kreis) zur Abschlussfahrt angereist ist, haben es vor allem die Reiterszenen angetan. „Ich habe selber Pferde. Aber ich reite nicht so“, sagt sie neidvoll anerkennend. Und zusammen mit ihren Freundinnen Jil und Sarah klatscht sie euphorisch, wenn Winnetou oder Old Shatterhand auf die Bühne reiten.

„Ich sehe ja, wie viel Spaß die Kinder haben“, sagt die Lehrerin des Trios, Marlies Cormann. Für die Pädagogin ist die Abschlussfahrt wirklich ein Abschluss, denn mit Ende des Schuljahres geht sie in Pension. Auch wenn sie eine „schwierige Klasse mit großen Alterunterschieden und vielen ausländischen Kindern“ habe, in Elspe mache das wenig Probleme, weil alle vom Geschehen auf der Bühne fasziniert seien.

Bis zum 2. September werden auf der Bühne im Sauerland noch rund 170.000 Zuschauer erwartet. Für die restlichen 50 Vorstellungen sind bereits 70.000 Karten verkauft. Für 2008 hat Bludau die Inszenierung von „Unter Geiern“ angekündigt, zu der er mehrere echte Geier über die Naturbühne fliegen lassen will.