Der Putschplan gegen „Liberalinskis“ steht

STUDENTENVERBINDUNG Extreme Rechte wollen in der „Deutschen Burschenschaft“ die Macht und die wichtigen Verbandsämter übernehmen

HAMBURG taz | Von diesem Plan sollten die „Liberalinskis“ nichts erfahren: In der „Deutschen Burschenschaft“ wollen erzkonservative Burschenschaften die Macht an sich ziehen. Die „Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia“ und die „Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ tauschen Putschgedanken aus. „Diskutiert die Punkte ruhig mal bei euch auf dem Haus“, heißt es in einer Mail, „aber schaut das die Gedanken nicht zu unseren Liberalinskis im Verband kommen“.

Am 20. Juni 2011 formuliert „Ruzi“, wie sich Rudolf Sch. von der Tuiskonia nennt, forsch in einer Mail: „übernehmen wir halt den Laden“. Auf dem Burschentag in Eisenach vom 6. bis 19. Juni freilich hatte die extrem rechte Burschenschaftliche Gemeinschaft eine Niederlage hinnehmen müssen. Erfolglos hatten die Raczeks versucht, die „Burschenschaft Hansea zu Mannheim“ auszuschließen mit der Begründung, der Sprecher der Hansea, Kai Ming Au, sei nicht deutscher Abstammung. Der Eklat hierüber konnte beigelegt werden. Nun aber wird befürchtet, dass Au 2012 für ein Verbandsamt kandidieren könnte.

In dem Putschplan, der der taz zugespielt wurde, schreibt Sch., dass sie eine „klare Strategie“ bräuchten „wenn ‚Vbr.‘ Au“ antreten sollte. Die Gänsefüße um das Kürzel für Verbandsbruder drücken aus, wie wenig er als solcher hier gesehen wird. Nach dem Plan soll eine „monatsgenaue Roadmap“ bis zum kommenden Burschentag erstellt werden. „Da wir erlebt haben, dass der linke Mob die Diskussion gar nicht annimmt […] müssen wir davon ausgehen, dass wir 2012 […] alle Ämter besetzen müssen/werden“, heißt es in der Mail vom 20. Juni.

Die Dokumente, die der taz vorliegen, geben einen tiefen Einblick in die internen Debatten um das zukünftige Strategieprogramm der Deutschen Burschenschaft, in der rund 120 Burschenschaften vereint sind. Hier scheinen die extrem rechten Burschenschaften schon längst Positionen zu besetzen. So wird beklagt: „Durch die von den Siegermächten eingesetzten Medien-Macher […] und durch den von den 68ern erfolgten Umdeutungsversuch aller traditionellen Werte soll gerade beim deutschen Volk erreicht werden, daß es statt natürlichem Stolz und nationalbewusstsein […] Schuld- und Scham-Gefühle entwickelt“. Es würde versucht, dem „deutschen Volk“ „immer wieder mit Faschismus-Keule […] eine Dauer-Demütigung aufzuzwingen“.

Über die Mails und den Putschplan möchte Sch. mit der taz nicht lange reden. „Das ist alles ein Fake, die Mails sind von einer privaten Adresse gehackt worden“, sagt er. Den Widerspruch – Fake oder Hack – will er nicht beantworten. ANDREAS SPEIT