Eine wundersame Deponiesanierung

ALTLASTEN Weil eine Anwohnerin nachfragt, wird eine Deponie an der Elbe über Nacht weniger gefährlich

In Alt Garge werden Giftdeponien offenbar über Nacht saniert. Diesen Verdacht hegt der grüne Fraktionsvorsitzende im Landtag, Stefan Wenzel. „Die wundersame Reduzierung des Schadstoffpotenzials“ veranlasste ihn am Dienstag zu einer Anfrage an die Landesregierung. Grund ist der Umstand, dass vom Umweltministerium der Gefährdungsstatus der Altlast reduziert wurde, nachdem eine Anwohnerin neugierige Fragen stellte.

In dem Dörfchen an der Elbe im Landkreis Lüneburg betrieben die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) – jetzt Vattenfall – bis 1974 ein Kohlekraftwerk. Beim Abriss wurden Teile auf dem Gelände vergraben. Im niedersächsischen Altlastenkataster wurde die Fläche mit einem roten Punkt markiert – wegen vermuteter hoher Schadstoffkonzentrationen sei eine „Erkundung vorrangig durchzuführen“.

Im Frühjahr stieß eine Anwohnerin im Internet auf die Deponie in ihrer Nachbarschaft. Ihre Anfrage an das Umweltministerium blieb zwar unbeantwortet, dafür wurde die Risikostärke auf einen gelben Punkt reduziert: „Erkundung nachrangig erforderlich“.

Wenzel findet, dass nur „handfeste Gründe oder eine reale Sanierung“ dafür sorgen könnten, dass die Gefährdungsklasse der Altdeponie reduziert wird. Beides sei „nicht erkennbar“.

Nach Auskunft des zuständigen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) wurde Ende April die Herabstufung aufgrund einer neuen Risikobewertung vorgenommen. Der Verdacht auf hochgiftige Transformatorenöle habe sich „nicht bestätigt“, so das LBEG auf taz-Anfrage. Es würden „folgende Abfallarten vermutet: Hausmüll, Sperrmüll, Schrott, Bauschutt, Garten- und Parkabfälle“, teilte die Behörde schriftlich mit, aber auch „Wärmeträgeröle und polychlorierte Bi- und Terphenyle“. Letztere Stoffe gelten als hochgiftig und Krebs erregend. Ob konkret Gesundheitsgefahren von der Altlast ausgingen, müsse noch „ermittelt und bewertet“ werden. SVEN-MICHAEL VEIT