Neue UNO-Initiative

Vertreter Marokkos und der Befreiungsbewegung Polisario beraten über den Westsahara-Konflikt

MADRID taz ■ Die UNO startet einen erneuten Versuch, um den ältesten noch offenen Territorialkonflikt in Afrika zu lösen. Heute und morgen treffen sich Vertreter der marokkanischen Regierung und der Befreiungsbewegung Polisario in Manhasset unweit von New York unter der Schirmherrschaft von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Sie sollen eine Lösung für die seit 1975 von Marokko besetzte ehemalige spanische Kolonie Westsahara finden.

Die UNO, die mit Friedenstruppen in der Region präsent ist, hat in der Vergangenheit immer wieder versucht, ein Referendum über deren Zukunft abzuhalten. Dies scheiterte bis heute an den Einsprüchen Marokkos gegen den Zensus der Wahlberechtigten. Auch jetzt reist Marokkos Innenminister Chakib Benmoussa mit einem Plan in die USA, der jedwedes Referendum verneint. Marokko legt eine Autonomielösung für die Westsahara vor, die in den letzten Monaten im Auftrag von König Mohamed VI. ausgearbeitet wurde.

Die sahrauische Exilregierung in den Flüchtlingscamps im südwestalgerischen Tindouf besteht hingegen weiterhin auf eine Volksabstimmung. Einziges Zugeständnis: Anstatt nur über Unabhängigkeit oder Annexion zu entscheiden, könne auch eine Selbstregierung im Rahmen des marokkanischen Königreichs als drittes Modell zu Wahl stehen.

„Wir sind für eine friedliche Lösung. Aber wenn sie uns alle Wege verschließen und uns vollendete Tatsachen aufdrücken, werden wir alles unternehmen, um uns zu verteidigen“, erklärte der Polisario-Vorsitzende und Präsident der sahrauischen Exilregierung, Mohamed Abdelaziz, im Vorfeld des Treffens. Die knapp 200.000 sahrauischen Flüchtlinge, die von Marokko aus der Westsahara vertrieben wurden, seien mit ihrer Geduld am Ende. REINER WANDLER