LESERINNENBRIEFE
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Globale Spekulation eindämmen

■ betr.: „Loser mit Routinejob“, taz vom 8. 7. 11

Es ist zu einfach und populistisch, wenn Politiker weltweit die Ratingagenturen verteufeln. Vorher haben Politiker und Staaten ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Staaten, welche heute am finanziellen Abgrund stehen, haben entweder über ihre Verhältnisse gelebt oder mussten in anderen Fällen ihre ungezügelten Finanzinstitute vor dem Ende retten. Die globale Spekulation hätte die Politik schon lange eindämmen können. Doch statt eine griffige globale Finanztransaktionssteuer einzuführen, bleibt es bei jeder Krise bei der Diskussion. Die Tobin-Tax liegt schon lange auf dem Tisch. Die Ratingagenturen sind dann am Schluss noch das zusätzliche Öl ins Feuer aber nicht die Ursache für den Brand. PASCAL MERZ, Sursee, Schweiz

S-Bahn fährt ohne Musik

■ betr.: „Fieselndes Gequieke. Der alltägliche Terror der Straßen-musikanten“, taz Wahrheit vom 2. 7. 11

Als Mitarbeiter in einem Geschäft in der Kölner Innenstadt, verstehe ich den Autor nur zu gut. Dieses Jahr neu ist die Steelband, die sich in die Musik-Slots eingereiht hat. In der S-Bahn Köln, auf der Fahrt nach Hause, gab es dann noch gratis Akkordeonmusik. Dabei habe ich letztens erlebt, dass eine Durchsage vom Lokführer kam, dass die S-Bahn erst weiterfahre, wenn die Musiker ausgestiegen wären. Ich war ihm dankbar. ANDREAS WOLTERMANN, Köln

Als handele es sich um Spielzeug

■ betr.: „Blutige Geschäfte“, taz vom 6. 7. 11

Da werden mal eben so 200 Leopard-Panzer an die Saudis geliefert, als handele es sich um Spielzeug. Und das alles ohne Information und Beteiligung der Öffentlichkeit? Wo leben wir eigentlich? Damit rüsten wir den Nahen Osten auf und provozieren die Kriege der Zukunft! Schon zwei dieser Killerpanzer würden ausreichen, eine ganze Stadt in Schrecken zu versetzen. Mit 200 dieser Leo 2 könnten ganze Regionen terrorisiert werden! Wo bleibt die Verantwortung in der Politik? CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Ein Erdungselement

■ betr.: „Last Exit Ökosex“, taz zwei vom 5. 7. 11

Martin Unfried verabschiedet sich? Eine der Säulen des gesunden Menschenverstandes, die dem teils sehr gebeutelten taz-Leser Halt und Stütze gibt! Wir haben dank seiner beharrlichen unaufgeregten Artikel den Stromanbieter gewechselt. Von daher ist er einer mit politisch-ökologisch-ökonomischer Wirkkraft, und die taz ohne ihn begibt sich einer praktischen Reizleitung vom Kopf zu den Füßen, beziehungsweise eines der wenigen Erdungselemente. Seine Kolumnen zu lesen macht Freude, und davon hat man bei der täglichen Lektüre eh nur im Verhältnis fünf zu hundert, das heißt, man tankt eigentlich jeden Morgen Besorgnis und Unzufriedenheit mit Tausenden Buchstaben und muss jeden Tag den Negativstart verdauen und abbauen, um die Leberwerte aus dem gesundheitsschädlichen Anspannungsbereich runterzutunen. Deshalb brauchen wir unsere kleinen Sahnehäubchen wie die Wirbelsäule ihre Bandscheiben, die müssen auch den Druck abfedern. IDA LÖW, Aichach

Erneuerbare Energie ist Zukunft

■ betr.: „Klimagas-Beerdigung beerdigt“, taz vom 8. 7. 11

In ihrem Artikel schreiben Sie über die Länderklausel, die angeblich eine CO2-Einlagerung in den Boden vor meine Haustür verhindern soll. Sie schreiben auch, dass die Grünen das unsinnige Gesetz ablehnen, weil es eben nicht die CO2-Einlagerung verhindert. Das wissen auch die Lobbyisten der Energiekonzerne. Herr Donnermeyer vom IZ Klima e. V. hat zusammen mit der FDP das Thema CO2-Speicherung wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Er ist der Meinung das wir CCS brauchen! Zum Klimaschutz! Wer hinter der IZ Klima steht ist schon beeindruckend. RWE, Eon, DB Energie GmbH, Alstom, ThyssenKrupp. Das sind die Konzerne, die von der Kohleverstromung leben oder vorrangig Kohlestrom beziehen. Ab 2013 müssen für den CO2-Ausstoß Zertifikate gekauft werden. Das macht den Kohlestrom teuer. Also will man auf Kosten der Allgemeinheit Geld einsparen. Und das CO2 vor unserer Haustür in der Nordsee einlagern.

Wir brauchen kein CCS und keine neuen Kohlekraftwerke. Erneuerbare Energie ist die Zukunft. SVEN BOHL, Niebüll

Mit Ethik hat das nichts zu tun

■ betr.: „Im Zweifel für PID“ u. a., taz vom 8. 7. 11

Niemand weiß, wann „das Leben“ beginnt. Mit der Zeugung, mit dem ersten Herzschlag, mit dem ersten Atemzug, irgendwo dazwischen? Wir nehmen an, ein Zellverbund, der einmal ein Mensch werden soll, habe kein Bewusstsein. Aber genau wissen wir das nicht. Ein toter Körper wächst und entwickelt sich nicht, dieser Zellverbund aber schon, wenn er gute Bedingungen hat, sprich im Mutterleib ist. Um auf diese Weise zu einem leiblichen Kind zu kommen, muss man bereit sein, mehrere Embryonen zeugen, untersuchen und gegebenenfalls wieder abtöten zu lassen – um dann einen zu einem Kind heranwachsen zu lassen, das man lieben möchte. Wir biegen uns die Argumente hin, wie wir sie brauchen. Mit Ethik hat das nichts zu tun.

SILVIA KÄHLERT, Lonsee