Schöne Scheiße

Münster wird Skulpturhauptstadt. Und selbst konservative Westfalen regen sich über die Werke der „Skulptur Projekte 07“ nicht mehr auf. Vor allem wenn sie praktisch sind – wie die sanierten Toiletten

Die „Skulptur Projekte 07“ stehen vom 16. Juni bis 30. September 2007 im ganzen Stadtgebiet von Münster herum.Öffentliche Führungen sind für Einzelpersonen kostenlos. Treffpunkt ist das LWL Landesmuseum am Domplatz, wochentags um 18 Uhr und am Wochenende um 11 Uhr und 15 Uhr. Münster heißt Radfahren – fünf Euro für den halben Tag, zehn Euro für den vollen. CHW

www.skulptur-projekte.de

von CHRISTIAN WERTHSCHULTE

Was auch geschieht, sie werden bleiben. Die Toiletten am Münsteraner Domplatz, renoviert vom Düsseldorfer Hans-Peter Feldmann, werden auch nach der Beendigung der „Skulptur Projekte 07“, die heute in Münster eröffnet werden, der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Überhaupt scheinen die Zeiten des Streits vorbei zu sein. Das Team um Kurator Kaspar König setzt auf Eintracht mit dem Erscheinungsbild der Stadt – die Werke sind unaufdringlich und Bürgerbeteiligung ist erwünscht. Mark Wallermann nutzte gleich 60 Häuser, 130 Einwohner und fünf Kilometer Angelschnur, um die alte Stadtbegrenzung und damit die ehemalige Grenze zwischen Arm und Reich zu markieren. Bruce Nauman wiederum knüpft an die Alltagserfahrung der Münsteraner an. In seiner Installation „Square Depression“ stehen BesucherInnen im Inneren einer umgedrehten Pyramide und sind vollständig von der Umgebung isoliert.

Früher war dies anders. 1977 wollten Münsteraner Bürger die großen Kugeln von Claes Oldenburg in den Aasee rollen. Zehn Jahre später veranlassten konservative Lokalpolitiker den Abriß von Sol LeWitts Skulptur „Black Form-Dedicated to the Missing Jews“ nach Ausstellungsende. Der Künstler baute in Hamburg wieder auf und als Münster reumütig wurde, war es zu spät –Pech für die Westfalen.

Einen Aufreger gibt es trotzdem, doch diesmal ist er eine Nummer kleiner. Der Kunstprofessor Timm Ulrichs wirft dem Künstler Guillaume Bij vor, die Idee für die Installation „Archeological Site“ von ihm geklaut zu haben. Ein Streit nur für KunstexpertInnen, sehr unaufgeregt und damit passgenau für die Skulptur Projekte 07.