Nationalheld in Not beteuert Unschuld

DAILY DOPE (682) Malaysia leidet mit Lee Chong Wei, dem verdächtigen Weltranglistenersten im Badminton

Für Malaysias um ein Saubermann-Image bemühte Regierung bedeutet der Fall einen Gesichtsverlust

BANGKOK taz | Lee Chong Wei ist nicht irgendwer: Der Malaysier ist die Nummer eins der Weltrangliste, ein Nationaldenkmal in seiner Heimat. Am Wochenende war der 32-jährige positiv auf Doping getestet worden, das Ergebnis der B-Probe hatte den positiven Befund der A-Probe bestätigt. Allerdings war der Name Lee nicht offiziell genannt worden. Gegenüber Journalisten hatte der Vizepräsident des malaysischen Badminton-Verbandes, Norza Zakaria, lediglich mitgeteilt, dass auch in der B-Probe des getesteten Sportlers der Entzündungshemmer Dexamethason nachgewiesen worden sei. Der Athlet sei daraufhin vorläufig gesperrt worden. Letztlich sickerte dann doch durch, dass es sich um Lee handelt.

Ende Oktober hatte die malaysische Zeitung New Straits Times berichtet, dass Lee mit Zakaria zur Öffnung der B-Probe in Norwegens Hauptstadt Oslo gereist sei. Davor hatte es Berichte in malaysischen Medien gegeben, wonach der Spitzensportler im August bei der WM in Kopenhagen positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden sei.

Der Badminton-Star beteuerte indessen seine Unschuld: „Ich habe nie betrogen und nie versucht, durch die Einnahme von Drogen ein besserer Sportler zu werden“, so der zweifache Olympiazweite. Gegenüber einem Freund und Sportblogger sagte er zudem: „Die letzten 15 Jahre, für die ich so hart gearbeitet habe, lösen sich gerade in Luft auf.“ Schon als er von der positiven A-Probe erfahren habe, sei er geschockt gewesen. Laut Medien soll ihm das entzündungshemmende Mittel im Juli im Rahmen einer Behandlung seiner Oberschenkelverletzung injiziert worden sein. „Ich kann mir nicht erklären, warum der Stoff noch im August bei der WM in meinem Körper war“, so Lee.

Badminton gehört in Asien zu den populärsten Sportarten überhaupt. In seiner Heimat Malaysia, die wiederholt Ausrichterin internationaler Spitzensportereignisse ist, gilt der millionenschwere Lee als Superstar und Aushängeschild. Zwar stand er wiederholt im Schatten seines chinesischen Konkurrenten Lin Dan, gewann aber bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und 2012 in London die Silbermedaille. Bei der WM im August in Kopenhagen unterlag Lee im Finale dem Chinesen Chen Long.

Schon als nur Gerüchte über eine positive B-Probe die Runde machten, quittierten Fans dies mit einer Mischung aus Unglauben und Ärger: „Das Ganze wäre ein trauriges Ende für jemandem, der so viel erreicht hat“, twitterte einer. „Ich hoffe, dass das alles nicht wahr ist, denn wie sonst sollte ich meinem Sohn beibringen, dass einer seiner Helden ein Betrüger ist“, schrieb ein anderer. Seit der offiziellen Bekanntgabe des Drogentests aber erklären nun viele: „Wir stehen trotzdem hinter dir!“

Für Malaysias Regierung unter Premier Najib Razak, berüchtigt für autokratischen Führungsstil und stets um ein Saubermann-Image auf allen Ebenen bemüht, bedeutet der Fall einen Gesichtsverlust. So hatte der Premier den Spitzensportler Lee als „Nationalhelden“ bezeichnet. Daher ist es kein Wunder, dass man von offizieller Seite um Schadensbegrenzung bemüht ist: Najibs Frau Rosmah Mansor, Schirmherrin des nationalen Badminton-Verbandes, sagte, sie hoffe, dass Lee, dem eine Sperrre von bis zu zwei Jahren durch den Weltverband droht, fair behandelt werde. Das Jugend- und Sportministerum erklärte, man werde versuchen sicherzustellen, dass Lee nur eine minimale Strafe erhalte. NICOLA GLASS