Drahtzieher der Anschläge von Bali

Auf Indonesiens Fahndungsliste stand Abu Dujana an erster Stelle. Der mutmaßliche Terrorist, der mindestens sechs Decknamen trägt, sowie sieben weitere Verdächtige gingen Ermittlern bereits am Samstag bei einer Razzia in Zentraljava ins Netz. Doch es dauerte mehrere Tage, bis mithilfe von DNA-Analysen und Fingerabdrücken seine Identität einwandfrei festgestellt werden konnte. „Wir haben ihn!“, meldete die Polizei am Mittwoch stolz.

Innerhalb der Hierarchie des regionalen Terrornetzwerkes „Jemaah Islamiya“ (JI) gilt Abu Dujana als „dicker Fisch“, so die Terrorismusexpertin Sidney Jones von der „International Crisis Group“ in Jakarta. Die in Südostasien operierende „Jemaah Islamiyah“ (Islamische Gemeinschaft) wird für zahlreiche Bombenanschläge in Indonesien verantwortlich gemacht. Sie gilt als Drahtzieherin der verheerenden Bombenanschläge auf Indonesiens Ferieninsel Bali im Oktober 2002, bei denen mehr als 200 Menschen starben, sowie des Anschlags auf die australische Botschaft in Jakarta im Jahre 2004.

In den Polizeiakten hat sich Etliches über Abu Dujana angesammelt: So hat er 1989 eine Militärausbildung in Afghanistan absolviert und für die Mudschaheddin gekämpft. Auch soll der heute 38-Jährige, der fließend Arabisch und Englisch spricht, Al-Qaida-Chef Ussama Bin Laden getroffen haben. Später knüpfte Abu Dujana Kontakte zu malaysischen Terroristen: Als Lehrer an einer Islamschule im malaysischen Johor hatte er Noordin Muhammad Top kennengelernt. Der galt in der JI als Geldbeschaffer.

Ermittler werfen Abu Dujana unter anderem vor, Top, den Anführer einer JI-Splittergruppe, versteckt zu haben. Durch etliche Verhaftungen von prominenten JI-Mitgliedern geriet das Terrornetzwerk seit den Bali-Attentaten verstärkt unter Druck. Ermittler gehen davon aus, dass Abu Dujana Teile der Jemaah Islamiyah neu strukturieren musste. Die Polizei wird spätestens seit ihrem Fang vom Wochenende nicht müde zu betonen, dass Abu Dujana wichtiger sei als der sich weiterhin auf der Flucht befindliche Top oder der malaysische Technikstratege und Bombenbauer Azahari bin Husin, der im November 2005 bei einer Polizeirazzia ums Leben kam.

Längst habe Dujana den Platz von Top eingenommen, heißt es. Vor wenigen Monaten meldeten indonesische Medien, dass Dujana zudem einen neuen militärischen Flügel der JI namens „Sariyah“ (Militärische Gruppe) anführe. „Falls er bereit ist, auszusagen“, so Terrorismusexpertin Jones, „würde er der Polizei eine Menge über die jetzige Struktur, die Stärke und die internationalen Verbindungen der JI erzählen können.“

NICOLA GLASS