Betr.: Tagebucheintrag zum Mauerfall von Frau W.

8. November 1989

Gut geschlafen und etwas Migräne. 1 Tabl. War gestern nur im Haus – schön. Abends zu Helga – gut gegessen. Annika war auch da, es war sehr nett. Über Berlin-Reise gesprochen.

9. November 1989

Grenzen auf DDR! Keiner kann es glauben. Ungemütliches, nebliges Wetter. Um 9:30 rief Wilhelm an, gratuliert zu meinem Geburtstag. Wir waren gerade beim Frühstück. Dann rief Ulla an. Von den Kindern habe ich einen traumhaften Strauß Freesien bekommen, zwölf Stück. Habe mich sehr gefreut! Hoffentlich ist am Montag, wenn ich M. nach P. bringen muss, nicht so ein Nebel! Und hoffentlich verschlafe ich nicht! Traurig war ich sehr! Dass Wilhelm nicht sagte, dass er mit nach E. fahren will. Als ich ihn von T. abholte, gab er mir nicht einmal einen Geburtstagskuss. Irgendetwas war zwischen uns. War dann abends allein zu Hause.

Frau W. kommt aus einem Dorf in Niedersachsen. Ihr Tagebuch wird im Archiv der Akademie der Künste Berlin aufbewahrt