Ganz tiefe Einblicke

Seit zehn Jahren erforscht der Verein „Berliner Unterwelten“ Bunker, Gewölbe und Tunnel. Zum Jubiläum gibt’s ein Symposium und einen Tag der offenen Tür

Es gibt Menschen, die haben ein Faible für dunkle, triste und oft im wahrsten Sinne des Wortes bedrückende Ort. Die Mitglieder des Vereins „Unterwelten“ etwa, die seit 1997 den Berliner Untergrund erforschen und dokumentieren. In dieser Woche feiert der Verein sein 10-jähriges Jubiläum. Gegründet als Zusammenschluss von Privatpersonen ist daraus inzwischen ein Kulturbetrieb geworden, der Tunnel, Bunker, Gewölbe und andere unterirdische Bauten erhellt und vor der Vergessenheit rettet.

Manfred Kühne, der Leiter der Obersten Denkmalschutzbehörde Berlins, lobt die Arbeit des Vereins. Dieser spiele „mittlerweile eine unentbehrliche Rolle für Berlin wie auch im nationalen Kontext“, so Kühne. Dafür spreche zudem die Verleihung des Deutschen Preises für Denkmalschutz, der „Silbernen Halbkugel“, im vergangenen Jahr.

Seit kurzer Zeit bietet der Verein auch Führungen durch das ehemalige Haupttelegraphenamt in der Oranienburger Straße in Mitte. Von 1865 bis 1976 befand sich in diesem monumentalen Gebäude aus der Zeit des Kaiserreichs die Hauptzentrale und der wichtigste „Umschlagbahnhof“ der Berliner Rohrpost. Die Kelleranlagen zeigen die noch fast vollständig erhaltenen technischen Einrichtungen, darunter die schmiedeeisernen Röhren von 6,5 cm Durchmesser. Der Beobachter kann nur erahnen, wie schnell die Post hier in Büchsen 1,25 Meter unter dem Straßenpflaster zu den Adressaten flitzte.

Mit dem „Tag der Unterwelt“ feiert der Verein am 17. Juni sein Jubiläum. Dann können Besucher von 11 bis 20 Uhr das Unterwelten-Museum im U-Bahnhof Gesundbrunnen erkunden. Zuvor findet bereits heute in der Urania das „Kleine Symposium mit Tiefgang“ statt, an dem „Untergrundforscher“ aus Wien, Hamburg, London und New York teilnehmen. CATHERINE KIMMLE

berlinerunterwelten.de/